Kummerkastenantwort 2.350: Die Transition einer befreundeten Person belastet mich.
TW: internalisierte Transfeindlichkeit
Hallo ihr,
und zwar habe ich folgendes Problem: eine eng befreundete Person hat vor ca 5 Monaten eine Hormonersatztherapie begonnen. Der Mensch redet seitdem sehr viel davon und auch andere Leute kommentieren die Effekte …und ich merke, dass ich damit überhaupt nicht klar komme und irgendwie ärgerlich und wütend werde. Keine Ahnung, ob es mir einfach zu viele Veränderungen sind, oder vielleicht bin ich auch irgendwie neidisch?! Aber eine hormonelle Transition käme aus verschiedenen Gründen für mich erst mal nicht in Frage. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich eigentlich mit freuen sollte und es der queeren Solidarität wegen wichtig wäre, aber …es geht nicht. Ich habe Angst, dass jemand meine geheimen Gefühle rausfindet und auch Angst, die Freundschaft zu verlieren. Könnt ihr mir helfen?
Verzweifelte Grüße
Hallo du,
unsere Gefühle machen uns aufmerksam auf unsere Bedürfnisse. Daher ist es wahrscheinlich, dass der Ärger weniger mit deiner befreundeten Person zu tun hat, sondern vor allem mit dir. Du könntest überlegen, welche Gedanken die Ursache dafür sein können, dass du ärgerlich wirst.
Es könnte sein, dass es dich aufwühlt, dass deine befreundete Person ihre Geschlechtsidentität lebt. Vielleicht könntest du dich fragen, ob du das auch tust/dir erlaubst.
Du beschreibst, dass womöglich „zu viele Veränderungen“ dich verärgern. Könnte es sein, dass der vollständige Gedanke dahinter lautet: „Für meinen Geschmack/Für mich erlebe ich zu viele Veränderungen meiner befreundeten Person“? Identifizierst du dich mit dem Gedanken, so würde ich sagen: Du kannst das Verhalten einer anderen Person nicht kontrollieren, wenn und weil es für dich unangenehm ist. Wenn dir, wie ich es rauslese, die Freundschaft wichtig ist und du nicht den Kontakt abbrechen möchtest, bleibt es dir nur übrig deine Gedanken neugierig auf Prüfstand zu setzen und verändern.
Du könntest dich gegenüber deiner befreundeten Person öffnen und sagen, dass der Transitionsweg der Person bei dir innerlich Punkte gedrückt hat, von denen du bisher nichts wusstest und dass du herausfinden möchtest, warum. Wenn es für dich passt, könntest die Formulierung benutzen „Ich habe den Eindruck ich projiziere auf dich mein XYZ“. So wie du es gegenüber uns äußerst, kannst du auch kommunizieren, dass dir die Freundschaft wichtig ist.
Es wäre auch möglich, dass deine Gefühle durch internalisierte Transphobie entstehen. Als internalisierte Transfeindlichkeit wird die Feindlichkeit bezeichnet, die gegen die eigene trans Identität und damit gegen sich selbst gerichtet ist. Dies passiert oft in einer transfeindlichen Umgebung und/oder vor dem eigenen inneren Coming out.
Ich hoffe, dass die Antwort dir weiterhilft!
Liebe Grüße,
Elizy
Eine Antwort
[…] Ich glaube, deine Frage haben wir so eben beantwortet. Falls das nicht deine Frage war, melde dich gerne nochmal. […]