Enby Q&A: 7
Jeden Mittwoch veröffentlichen wir hier eine Frage und Antwort (“Q&A”) zu Nicht-Binären (“Enby”) Geschlechtern. Unser_e Gastautor_in ist Sasha. Es ist nichtbinär, das bedeutet, dass es weder männlich noch weiblich ist. Zu diesem Thema erreichen es immer wieder Fragen, die wir hier mitsamt den Antworten veröffentlichen dürfen. Sasha betreibt außerdem die Webseite https://geschlechtsneutral.wordpress.com
Frage: Wie identifizierst du dich selbst? Welche Rolle spielt dein Geschlecht für dich im Alltag? Welche Pronomen benutzt du für dich selbst und mit welchen Begriffen (z.B. Mädchen, Frau, Dame, Lady, weiblich, feminin, etc.) fühlst du dich angesprochen?
Antwort: Ich bin neutrois (das ist ein nichtbinäres, neutrales Geschlecht), benutze für mich ausserdem je nach Situation die Labels trans, inter und genderqueer, und sag manchmal auch einfach „weder männlich noch weiblich“.
Mein Pronomen ist „es“. Dieses Pronomen hat den Vorteil
dass es neutral ist, und dass alle schon wissen wie es genau dekliniert wird.
Nachteile sind leider die Assoziation mit Entmenschlichung, und dass die
deklinierten Formen (es, ihm, sein) den deklinierten Formen von „er“
sehr ähnlich sind.
Mit den allermeisten geschlechtszuweisenden Begriffen kann ich mich gar nicht
identifizieren. Damit angesprochen zu werden ist mir sehr unangenehm, besonders
online. Statt Herr/Frau, Mädchen/Junge nutze ich Person, Mensch und Kind.
Andere Begriffe lassen sich künstlich neutral formulieren, zB
„Dozierperson“, „ich bin jemand, dier…“,
„Elter“ statt Mutter/Vater, etc.
Zu manchen Gelegenheiten nutze ich generische Maskulina oder Feminina für mich
(je nach dem welche Generika mein aktuelles Umfeld/Gegenüber benutzt), das ist
aber selten und ich bin da etwas empfindlich wenn andere es tun, weil ich nie
weiss wann es ein Generikum und wann eine Zuweisung ist.
Mein Geschlecht spielt im Alltag dann eine Rolle, wenn mir ein
falsches Geschlecht zugewiesen wird oder meines nicht anerkannt wird (was
Dysphorie auslöst), und wenn es explizit anerkannt wird (was Euphorie auslöst).
Ersteres merke ich vor allem beim Ausfüllen von Formularen und im formellen
Schriftverkehr. Manchmal aber auch im Supermarkt an der Kasse oder sowas
banales, da ist es dann auch etwas mühsamer weil ich da eher nicht drauf
vorbereitet bin.
Zweiteres passiert mir zum Glück mittlerweile sehr häufig in meinem vertrauten
Umfeld, da hab ich viel Glück mit „meinen“ Leuten <3
Ich finde es übrigens schade, dass sich trans Themen oft auf
Geschlechtsdysphorie konzentrieren und Geschlechtseuphorie komplett aussen vor
lassen. Das Gefühl, „ich“ sein zu dürfen, damit anerkannt und
akzeptiert und wertgeschätzt zu werden, mich nicht verstecken und verstellen zu
müssen, mich „richtig“ fühlen zu können.. es macht so unglaublich
viel aus! Es befreit, entkrampft, gibt Raum zum sich entfalten.. Schon
„nur“ die richtigen Pronomen zu finden und konsequent damit angesprochen
zu werden kann schon so viel Sicherheit geben! Geschlechtseuphorie kann ich
sehr empfehlen 🙂