Kummerkastenantwort 255: Meine Mutter glaubt, dass ich auf Mädchen stehe ist nur eine Phase.

Hey, ich bin 15 und war mir bisher eigentlich immer sicher, dass ich hetero bin, aber jetzt hab ich ein anderes Mädchen kennengelernt und irgendwie hab ich wohl romantische Gefühle für sie entwickelt. Alles schön und gut, mein Freundeskreis ist auch sehr offen und sie haben mir sehr geholfen, als ich noch komplett verwirrt gewesen bin, zu verstehen, was da mit mir vorgeht. Vor meiner Familie hab ich das aber erst mal geheim gehalten, weil ich mir nicht sicher war, wie sie reagieren würden.
Jetzt ist es aber so, dass ich sehr gerne Texte schreibe und als meine Mutter etwas in meinem Block gesucht hat, ist sie auf einen (irgendwie sehr eindeutigen) Text gestoßen. Sie sagt aber die ganze Zeit, ich würde mir das nur einbilden und mich in irgendwas reinsteigern, ich sei ja bisher nur an Jungs interessiert gewesen und da würde sie nicht verstehen, warum ich „jetzt plötzlich lesbisch geworden“ sei.
Ich hab keine Ahnung, wie ich jetzt handeln soll. Ich bin mir nicht sicher, ob/ als was ich mich labeln möchte, also kann ich ihr das nicht wirklich erklären, aber es tut weh, dass sie immer, wenn ich den Namen des Mädchens erwähne, auch wenn es in einem komplett „normalen“ Kontext ist, die Augen verdreht oder genervt wegschaut.
Was soll ich machen?
Liebe Grüße

Hallo lieb* Unbekannte*r,

Es tut mir leid, zu hören, dass deine Mutter so mit deiner Identität umgeht. Ich bin mir sicher, dass du dir deine Gefühle nicht nur einbildest, dass du dich da nicht reinsteigerst und dass du nicht einfach entschieden hast, lesbisch zu sein. Das ist vollkommender Unfug. Ich hoffe du weißt, dass du wunderbar und genau so richtig bist, wie du bist.

Du musst außerdem auch kein Label nutzen, wenn du nicht möchtest. Lass dir mit deiner Suche Zeit, ändere dein Label, wenn du willst oder benutze einfach gar keins. All das sind deine Entscheidungen und die von niemandem sonst!

Hast du denn vielleicht eine andere (erwachsene) Person in deiner Familie, die ggf. verständnisvoller reagieren wird als deine Mutter? Oder ein*e Lehrkraft oder Sozialarbeiter*in? Vielleicht kannst du mit einer unterstütztenden Person an deiner Seite nochmal das Gespräch mit deiner Mutter suchen und ihr sagen, wie sehr es dich verletzt, was sie tut.

Ich wünsche dir alles Gute – schreib uns gerne nochmal!

Liebe Grüße,

Annika