Kummerkastenantwort 3

Zum Thema Kummerkasten: Ich weiß einfach nicht wie ich mich als nicht monogam und eher Frauenzugewandt sichtbar machen soll. Ich habe einen wunderbaren männlichen Partner.  Eigentlich stehe ich weniger auf Männer. Vor allem keine Cis Männer. Mein Partner sieht sehr Muskulin aus ist aber Charaktlich eher weiblich konnotiert. Zusammen haben wir uns entschieden eine offene Beziehung zu führen.Liebevoll aber trotzdem sexuell frei. Das funktioniert wunderbar. Trotzdem habe ich das Gefühl ich muss mich immer wieder neu outen und erklären.
Wie soll ich eine Frau mir gegenüber erklären, daß ich mich eigentlich nicht darüber unterhalten will wann ich Kinder will (weil ich keine will ) nur weil sie mich und meinem Partner verliebt auf einem Foto sah sondern eher darüber wie sexy ich sie finde? Wann verstehen Menschen das ein Mann /Frau Paar weder monogam noch heteronorm ist? Und wieso fühle iCh mich gerade in der Sozialen Arbeit und im Kontext Kinder und Jugendarbeit unglaublich marginalisiert  (auch der vielem christlichen Träger geschuldet). Ich könnte verzweifeln und schreien. Muss ich meinen Partner verleugnen oder muss ich obzöne nicht liebevolle Sexualität annehmen, nur umdass nicht monogame offene nicht heteronorme Partnerschaftformen erkannt werden? Ich stehe nicht sonderlich auf Männer. Das sage ich zumindest oft
Dann werde ich irritiert angeschaut mit der Aussage du hast dich einen Partner. .. Schlaft ihr nicht miteinander?
Doch ich liebe ihn.er ist sexy und erotisch und befriedigend. Aber erstens kein Cis Mann und zweitens habe ich an die süße von leztens gedacht..

Hallo!

Zunächst einmal: Es klingt wirklich sehr frustrierend, was du erlebst – und es geht leider vielen poly* Menschen so.

Leider gibt es auf deine Fragen keine einfachen Antworten, die -schwupps- alles einfacher machen würden für dich. Wir haben mal ein bisschen in der Poly*-Community herum gefragt, wie sich andere poly* Menschen vor anderen (beziehungsweise potentiellen Flirts) als poly* outen. Poly*-Menschen müssen sich – wie alle Personen der queeren Community immer wieder outen, wenn sie neue Menschen kennenlernen – weil immer angenommen wird, dass alle Menschen dyadisch, cis, hetero und monogam sind. Das ist natürlich frustrierend und nervig.

Wenn du aber merkst, dass du mit einer Person auf einer Wellenlänge bist und ihr beide eine gute Kommunikationsbasis habt, kannst du vielleicht versuchen, das einfach direkt anzusprechen, dich also zu outen,  – und, wenn das auf fruchtbaren Boden fällt – direkt offen über deine Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren. Gerade beim Flirten ist es ja spannend herauszufinden, welche Vorstellungen von Liebe und Beziehung die andere Person hat. Wenn du dich lieber nicht so direkt outen möchtest, hilft vielleicht ein Sticker der Poly*-Pride Flag an deinem Laptop oder ein Button an deinem Rucksack oder so – dann werden manche bestimmt interessiert nachfragen. Oder du lenkst das Gespräch auf poly* Charaktere in Büchern, Filmen oder Serien und schaust, wie dein Gegenüber darauf reagiert.

Oft wissen Menschen auch gar nicht, was das poly*-Sein überhaupt bedeutet wodurch Missverständnisse entstehen können. Gegebenenfalls musst du also ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten. Pass aber auf dich auf – wenn eine Person dir deine Identität absprechen möchte oder sich diskriminierend verhält, dann brich den Flirt ab, dass ist es die Person nicht wert.

Insgesamt gilt auch: Sowohl mit deinem Partner, wie auch mit potentiellen Flirts offen und ehrlich darüber umzugehen, welche Art von Beziehung ihr jeweils zueinander habt.

Ansonsten kann ich dir nur empfehlen, dir vielleicht Anschluss bei einer Poly*-Gruppe in deiner Nähe zu suchen – zum einen, weil eins sich dort wunderbar über die Widrigkeiten des Poly*-Lebens austauschen kann, zum anderen, weil da die Partner*innen-Suche dort vielleicht einfacher gestaltet.

Hier ist eine Liste mit Poly*-Treffen in vielen deutschen, schweizerischen und österreichischen Städten: https://polyamory.de/regionale-treffen-de

Liebe Grüße,

Annika