Enby Q&A: 9
Jeden Mittwoch veröffentlichen wir hier eine Frage und Antwort (“Q&A”) zu Nicht-Binären (“Enby”) Geschlechtern. Unser_e Gastautor_in ist Sasha. Es ist nichtbinär, das bedeutet, dass es weder männlich noch weiblich ist. Zu diesem Thema erreichen es immer wieder Fragen, die wir hier mitsamt den Antworten veröffentlichen dürfen. Sasha betreibt außerdem die Webseite https://geschlechtsneutral.wordpress.com
Frage: Erklär mir bitte genau was es sich mit den Pronomen, welche non-binary Personen auf sich hat. Sollte ich das gewünschte Pronomen verwenden wenn ich von der bestimmten Person in der 3. Form rede? Oder soll ich Pronomen auch in der 2. Form verwenden?
Antwort: tl;dr:
Nur in der 3. Person.
Hier gibt es Beispiele: http://de.nichtbinaer.wikia.com/wiki/Pronomen
[Anmerkung. Dort gab es Beispiele, die Seite ist nicht mehr erreichbar. Wahrscheinlich wird eins aber hier fündig: https://nibi.space/pronomen]
Lange Antwort:
“Non-binary Person” (auf Deutsch “nicht-binärgeschlechtliche
Person” oder “nichtbinäre Person”) meint eine Person, welche
nicht ins zwei-Geschlechter-System aus “männlich” und
“weiblich” passt. Das kann bedeuten dass diese Person ein neutrales
Geschlecht hat, oder gar keines, oder teilweise/manchmal weiblich bzw
teilweise/manchmal männlich ist, oder ein ganz anderes Geschlecht hat. Es kann
auch bedeuten, dass das Geschlecht dieser Person zwischen nichtbinären
Geschlechtern wechselt, oder eine Mischung ist, und so weiter.
Die Deutsche Sprache ist jedoch sehr stark auf ein
zwei-Geschlechter-System ausgelegt.
Es ist kaum möglich, über eine Person zu sprechen, ohne dieser Person ein
Geschlecht zuzuweisen.
Das merkst du zum Beispiel an einem Satz wie “wo ist Alex, ich suche sie
seit Stunden”. Das Pronomen “sie” ist sehr stark mit einem
weiblichen Geschlecht assoziiert.
“Wo ist Alex, ich suche ihn seit Stunden” klingt hingegen nach einer
Person männlichen Geschlechts.
Im Duden stehen drei Personalpronomen, neben er und sie gibt es noch
“es”, daraus würde dann “wo ist Alex, ich suche es seit
Stunden”. Wäre geschlechtsneutral, aber leider wird “es”
meistens mit Tieren und Gegenständen assoziiert, für Menschen klingt es
beleidigend.
Manche nichtbinäre Personen benutzen trotzdem die Pronomen
“sie” oder “er”. Aus Gewohnheit, weil es hübscher klingt,
aus Protest, aus Mangel an Optionen, oder aus anderen Gründen.
Manche nutzen “es” und versuchen, das positiv neu zu besetzen und
zurückzuerobern – dazu gehöre ich.
Manche möchten, dass kein Pronomen verwendet wird, sondern nur der Name:
“Wo ist Alex, ich suche Alex seit Stunden.”
Und manche erfinden neue Pronomen. In Schweden wurde das gemacht, und dann
offiziell von der Amtssprache übernommen.
Auf Deutsch gibt es viele Vorschläge, zum Beispiel “xier”,
“lon”, “per”, “nin” und andere.
Sie werden genauso verwendet, wie du “sie” und “er”
benutzen würdest.
“Wo ist Alex, ich suche xien seit Stunden”, “wo ist Alex, ich
suche per seit Stunden.”
Manchmal ist es ungewohnt, neue Pronomen zu benutzen, weil wir nichtso oft üben, wie sie funktionieren.
Hier https://nibi.space/pronomen gibt es Beispiele, wie sie flektiert werden, mit Beispielsätzen.
In der 2. Person sagst du auch einer nichtbinären Person gegenüber “du” oder “Sie”, je nach Höflichkeitslevel.