Kummerkastenantwort 1.064: Update über mein Leben.

Hallo an das Team des Queer-Lexikon,

zu Beginn ein Dankeschön für den von Euch vermittelten Optimismus und die Zuversicht, an die eigene Würde und Zukunft als queerer Mensch zu glauben.
Zu Beginn möchte ich meine Freude teilen über das Coming Out von Luca Fynn auf YouTube / Instagram und auch über das Buch seiner Verlobten Alicia.
Als trans-feminine non-binary Person ist es wundervoll, dass ein Stolz auf queere Männlichkeit gefeiert wird.
Ich denke gerne an einen Menschen zurück, welcher he/him-Pronomen trans-femininer Lesben akzeptierte und bedingungslose Unterstützung zeigte und sich selber als genderqueer und lesbisch labelte.
Für mich wird der 14. Februar ein Tag der aromantischen Sichtbarkeit sein, denn Aromantik und Zuneigung begegnen sich sehr oft mit Liebe und so habe ich dann acht Tage “queerplatonic visibility”.
Gegenwärtig ist es für mich so, dass ich zwei Jahre und fünf Monate nach dem extremen Minimum meines Lebens bewusst wurde, dass die Angst den Höhepunkt ihrer konkaven Entwicklung hatte. Meine Liebe und Zuneigung ist einfach polyamourös unendlich und immer konvex.
Als trans-feminine genderqueere Lesbe tut es mir gut, dass ich mich für meine Liebe in Polycule-Relationships nicht mehr verstecke und ich viele coole polyamouröse und aromantische Menschen kennengelernt habe, die sich selbst nie als Teil der queeren Vielfalt gesehen haben.

Wenn ich heute in den Spiegel sehe, so erkenne ich das Lachen meiner besten Freundin und die liebende Feminität ihrer Seele.
Und keine von uns beiden lässt sich dafür mobben, dass wir lesbisch sind, Hände halten und uns beim Küssen über die Wange streicheln. Auch das Wissen, dass ein großer Altersunterschied nicht mehr belächelt wird, tut sehr gut.

Und wenn ich die 28 Wochen zurückblicke und erkenne, dass ich den wichtigsten Sommer meines Lebens erleben durfte, meine Arbeit im Studium mehr Anerkennung bekommt als vor drei Jahren und das meine Freunde auch außerhalb von Europa sich über unsere Freundschaften freuen, so hat mein Herz Freude auf allen Kontinenten erlebt.
Und die Bekanntschaft mit den Gebirgslori-Familien in Australien zähle ich als die schönste, denn diese tragen die Farben des Regenbogens auf ihrem Federnkleid.
Und genauso nah sind mir auch die Steinbacher Kampfgänse, die ich als Verteidiger zugunsten der Benachteiligten sehe.

Und die Brücke zwischen “Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer” von Ehm Welk und “Die Eisenbahnballade” von Reinhard Mey ruft mir in Erinnerung, dass jeder Schritt für Altruismus und Frieden nicht nur dem Geholfenen, sondern auch dem Helfenden ein Stück Gesundheit und Freude schenkt.

Und ich wünsche uns allen, dass trotz aller Probleme und Risiken dieser Welt weiterhin der Mut besteht, Vorurteile sowie Klischees und Ausgrenzung zu widerlegen und nachhaltig zu überwinden.

Danke, dass es liebenswerte und engagierte Menschen gibt, mit denen ich als Autistin diese Freuden und Sensibilität besprechen kann.

Eine queeres Gebirgslori-Mädchen, dass mit 27 jeden Tag das Bleiben und Verweilen ihrer Jugend feiert.

PS: auch “Der gefallene Engel” sucht einen Frieden und ein guter Freund, wie Dieter Pfaff es mit Kommissar Sperling schuf, sagt Dir klar: Dein Leben ist wertvoll, denn die Liebe und Zuneigung schenkt Dir die Flügel und heilt Deine Wunden. (persönliche Erinnerung an 1997).

Hallo!

Ich lasse deinen Bericht einfach für sich stehen und freue mich, dass es dir gut geht.

Liebe Grüße,

Annika