Enby Q&A 20

Willkommen zur zweiten “Staffel” Enby Q&A. Wir veröffentlichen hier jeden Mittwoch eine Frage und Antwort (“Q&A”) zu Nicht-Binären (“Enby”) Geschlechtern. Unser_e Gastautor_in ist Sasha. Es ist nichtbinär, das bedeutet, dass es weder männlich noch weiblich ist. Zu diesem Thema erreichen es immer wieder Fragen, die wir hier mitsamt den Antworten veröffentlichen dürfen. Sasha betreibt außerdem die Webseite https://geschlechtsneutral.wordpress.com

Kann es bei nichtbinären Menschen auch zu Dysphorie kommen? Oder ist das für “betroffene” idr kein Problem?

(Achtung Beispiele!)

Doch, kann’s definitiv. Dysphorie ist eine sehr individuelle Sache, die nicht direkt vom Geschlecht abhängt.

Erstmal ist Dysphorie ja einfach ein negatives Gefühl, das Gegenteil von Euphorie.
Wie stark es ist, und wie lange es anhält, ist unterschiedlich. Das kann kurzzeitiges Unwohlsein bedeuten, aber auch stundenlange Niedergeschlagenheit oder jahrelange Depressionen bis hin zu Suizidabsichten.

Im trans Kontext ist mit Dysphorie meistens Geschlechtsdysphorie gemeint. Oft sogar spezifisch körperliche Geschlechtsdysphorie.

Geschlechtsdysphorie entsteht dann, wenn etwas was zu einer Person gehört oder ihr zugewiesen wird, was nicht zu ihrer Geschlechtsidentität passt.

Körperliche Geschlechtsdysphorie bezieht sich auf körperliche Merkmale, beispielsweise Haarwuchs, Stimme, Intimorgane.
Aber auch alles andere was in unserer Gesellschaft mit Geschlecht assoziiert wird, kann betroffen sein, beispielsweise Pronomen, Namen, Anrede, Kleidung, getrennte Toiletten, und so weiter.

Welche Dinge Dysphorie auslösen, wann und wie stark, ist individuell von Person zu Person unterschiedlich.

Dysphorie kann also heissen, dass ich zehn Minuten schlecht drauf bin weil mir in der Bäckerei an der Kasse ein falsches Geschlecht zugewiesen wurde. Es kann mir aber auch den kompletten Tag versauen.

Dysphorie kann heissen, dass ich mich tagelang vor dem Duschen drücke, obwohl ich mich schon eklig dreckig fühle, weil ich mich nicht mit meinem sich falsch anfühlenden Körper beschäftigen müssen möchte.

Körperliche Dysphorie kann auch bedeuten, dass ich mit bestimmten Teilen meines Körpers super klar komme und sie schön finde, aber andere Teile furchtbar und nicht zu mir passend empfinde – obwohl beide mit dem gleichen für mich falschen Geschlecht assoziiert werden.

Viele trans Leute berichten auch, dass ihnen gar nicht klar war, dass sie dysphorisch waren, weil es ihnen einfach subtil schlecht ging und sie nicht direkt ausmachen konnten warum. Durch die Transition ging es ihnen plötzlich viel viel besser, und sie konnten das Schlechtfühlen im Nachhinein als Dysphorie identifizieren.

Also, Dysphorie ist super individuell, und kann allen Leuten unabhängig von Geschlecht passieren.

 

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