Enby Q&A 29
Willkommen zur zweiten “Staffel” Enby Q&A. Wir veröffentlichen hier jeden Mittwoch eine Frage und Antwort (“Q&A”) zu Nicht-Binären (“Enby”) Geschlechtern. Unser_e Gastautor_in ist Sasha. Es ist nichtbinär, das bedeutet, dass es weder männlich noch weiblich ist. Zu diesem Thema erreichen es immer wieder Fragen, die wir hier mitsamt den Antworten veröffentlichen dürfen. Sasha betreibt außerdem die Webseite https://geschlechtsneutral.wordpress.com
Ich dachte lange, dass ich keine Dysphorie bzgl meines Intimbausatzes habe, stelle aber mittlerweile fest, dass das nicht so ist. Mit dem Körpergefühl selbst komme ich irgendwie klar, aber ich finde es so unglaublich schwierig, über diesen Teil meines Körpers zu sprechen. Sowohl medizinische, als auch eher vulgäre Bezeichnungen sind für mich so unweigerlich mit meinem zugewiesenen Geschlecht verknüpft, dass es sich so furchtbar falsch anfühlt, diese Organe so zu bezeichnen.
Kennst du das Problem? Kennst du begriffliche Alternativen, die ohne diese Verknüpfungen zu einem binären Geschlecht auskommen, aber spezifischer als “Intimbausatz” sind?
Ui cool, das klingt sehr ähnlich wie’s mir damit auch geht ^^
Bei mir ist quasi alles okay, solange ich nicht den Eindruck habe, dass Leute meinem Körper irgendwelche geschlechtlichen Assoziationen aufdrücken. Und das passiert halt über Begriffe extrem schnell.
Naja und dann kommt noch dazu, dass ich Teile davon ästhetisch ansprechend finde, aber nicht zu mir passend. Das was passen würde fände ich hingegen nicht ästhetisch ansprechend. Es ist ein Dilemma ^^
Zu deiner Frage: Im Prinzip ja? Aber es ist schwierig.
Also zum einen weiss ich jetzt nicht, was genau du benennen willst, und zu welchem Zweck. Ich glaub da gibts grosse Unterschiede.
Und zum anderen ist es leider total individuell, was du als vergeschlechtlicht empfindest und was nicht.
Achtung, ich glaub meine Erklärungen sind recht grafisch.
Für mich ist zum Beispiel der Begriff “Erektion” komplett geschlechtsneutral. Der Begriff sagt eigentlich nur, dass der Hubbel mit den Schwellkörpern drin grösser und härter wird als sonst. Es sagt nichts darüber aus, wie gross der Hubbel ist, oder ob eine Harnröhre mittendurch führt, und wenn ja, wo genau sie endet. Aber ich gehe davon aus, dass viele Leute diesen Begriff nicht als geschlechtsneutral empfinden.
Für den ganzen Bereich geben viele Leute ihrem eigenen Kram auch einfach persönliche Namen. Das kann sowas wie “da unten” sein, oder “Rosi” (weil rosa Farbe) oder “mein gehtdichnixan” oder “radioaktives Weltraumgemüse” oder “Orchidee” und so weiter. Sei ruhig kreativ!
Und für einzelne Teile greife ich gern auf medizinische oder rein beschreibende Bezeichnungen zurück. Also eben sowas wie “Hubbel” (auf wissenschaftlich heisst das Ding nämlich “Genitalhöcker” bevors gross wird) oder “Gebaumel” oder “Falten” oder “den oberen Teil” oder “Kugeln” oder so.
Manchmal kanns auch helfen, einfach gezielt die unüblicheren Bezeichnungen zu verwenden. Ob du jetzt “grosse Labien” oder “Sack” dazu sagst, das ist eigentlich literally nur durch eine Raphe getrennt. Aber für dich kann es den Unterschied zwischen Dysphorie und keine Dysphorie machen.