Kummerkastenantwort 833 – ich fühle mich manchmal trans
CN Hier geht es um Masturbation und Orgasmen.
Hallo,
ich bin ein 23 jähriger junger Mann und hab keine Ahnung mehr von meiner Sexualität. Ich weis, dass ich auf Frauen und Männer stehe (habe seit 5 Jahren eine Freundin) und ich weis, dass ich etwas Transexuell denke. Das Problem ist (es hört sich vielleicht komisch an), aber ich fühle mich nur Transexuell bis ich einen Orgasmus hatte. Danach fühle ich mich wieder mehr wie ein Mann und schäme mich zudem für meine Gedanken. Ich weis einfach überhaupt nicht, wie ich dieses Gefühlschaos in mir in den Einklang bringe. Am Anfang hat mich das wenig gestört (ich habe die Gedanken wörtwörtlich weg ornaniert), aber seit sich bei mir Depressionen eingemischt haben, habe ich das Gefühl es ist nicht richtig was ich tue. Vielleicht finde ich ja hier etwas Rat.
Hallo,
vorab: Entschuldigung. Du bekommst da jetzt vielleicht was mit ab, wo du wenig für kannst, aber ich glaube, heute ist der Tag, an dem ich etwas das eine mal zu oft gelesen habe.
Das Konzept “ich fühle mich weiblich”, “ich denke männlich” oder irgendwas in der Richtung ist glaube ich nicht zielführend. Denn einerseits: Was soll das konkret bedeuten? Was für Konsequenzen hat das? Und: kann es sowas überhaupt geben – denken denn alle Frauen gleich? Ich glaube nicht.
Unsere Gesellschaft ist super heftig vergeschlechtlicht und wir lernen da häufig noch zu wenig drüber und zu wenig über die Konsequenzen. Daher wird es umso schwieriger, überhaupt erst einsortieren zu können, woher Zweifel oder Unsicherheiten über das eigene Geschlecht überhaupt kommen und noch schwieriger, das irgendwie in Worte zu packen. Daher mache ich es niemand explizit zum Vorwurf – wie das letztlich ausgedrückt wird oder wurde. Gleichzeitig wäre es für uns alle einfacher, wenn wir uns präzise und gegenseitig verständlich ausdrücken könnten. Daher möchte ich bisschen zeigen, wieso manche Ausdrücke und Teilsätze nicht sonderlich zielführend sind – auch nicht um Fragen und Unsicherheiten über die eigene Identität auszudrücken.
Für deine Situation selbst: Das bisschen schwierig, weil sich das alles gegenseitig bedingen oder verzerren kann. Depressive Episoden können sich vor Selbstfindung schieben. Gleichzeitig können die aber auch erst auch durch Dysphorie und verdrängte oder nicht umgesetzte Transitionsbedürfnisse ins Spiel kommen. Die eigene Sexualität kann Dysphoriegrund sein und die Konstellation, die du schilderst, dass nach dem Orgasmus dann Dinge anders sind, kann auch am konkreten Bewusstwerden der eigenen Anatomie hängen.
Also. Falls du dir eine Bestätigung in die ein oder andere Richtung erhofft hast, muss ich dich leider enttäuschen. Das lässt sich weder in die eine noch in die andere Richtung festnageln. Gib dir selbst Zeit und suche vielleicht Kontakt zu (anderen) trans Personen.
Liebe Grüße
Xenia