Kummerkastenantwort 2.386: Bin ich wirklich trans?
Hallo liebes queer Lexikon Team!
Ich finde es wunderbar, dass ihr so vielen Menschen hilft und vielleicht könnt ihr auch mir helfen.
Und zwar hinterfrage ich mein Geschlecht seitdem ich die lgbtq+ community kenne also seit ca 4/5 Jahren und seit 2 Jahren benutze ich den Label nicht binär weil ich das Gefühl habe, dass der Label soweit zu mir passt. Jetzt bin ich mir aber nicht mehr sicher und habe das gefühl, dass ich doch trans männlich bin.
Ich bekomme sehr viel dysphorie wenn ich mit mein geburtsgeschlecht identifiziert werde bzw wenn ich sehe, dass ich keinen androgynen/maskulinen Körper besitze. Bzw. Wünsche ich mir andauernd dass ich viel lieber amab wäre als afab weil meine dysphorie mich zum Wahnsinn treibt.
Meine Zweifel kommen aber auf, wenn ich ab und an sehr alte Kleidung von mir betrachte. Denn ab und an habe ich das Bedürfnis mich feminin an zu ziehen aber bei diesem Gedanken kriege ich immer innere dysphorie und denke mir “wenn ich amab wäre wäre es kein Problem für mich aber nicht mit meinem weiblichen körper”. Ich bekomme bei diesem Bedürfnis oft einen Imposter-Syndrom und habe das Gefühl, dass ich meine dysphorie mir nur selbst vormache, da ich ja doch ab und an gerne einen Rock tragen möchte. Oder wenn ich merke, dass ich mich nicht für “maskulin” genügende Sachen interessiere und viel zu introvertiert bin. Denn wenn ich mir meine Brüder ansehe verhalte ich mich schon anders als sie und interessiere mich auch für andere Ästhetiken.
Zusammengefasst würde ich diese Fragen stellen:
Bin ich wirklich trans (ftm)?
Was mache ich mit meinen “Bedürfnissen” und imposter Syndromen?
Oder: ist es doch kein imposter Syndrom und ich mache mir was vor?
Vielen Dank für alles was ihr für uns tut!
Liebe Grüße!
Hallo!
Erstmal vielen Dank für das Lob! Ich werde mein Bestes versuchen, auch dir zu helfen! 🙂
A) Bist du wirklich trans männlich?
Diese Frage kannst letzten Endes natürlich nur du beantworten. Grundsätzlich gilt außerdem auch: du kannst trans männlich und nicht binär sein, ein nichtbinärer trans Mann beispielsweise, oder eine sehr maskuline nichtbinäre Person.
Außerdem schuldest du, unabhängig von deinem Geschlecht, niemandem eine bestimmte Geschlechtspräsentation. Du darfst auch als trans männliche Person gerne Röcke tragen, oder andere, gesellschaftlich eher feminin bewertete Dinge tun. Viele trans Männer tun das!
Ich habe auch schon häufiger von trans Männern gehört, die im Laufe ihrer Transition gesellschaftlich feminin bewertete Dinge für sich wiederentdeckt haben, weil sie diese Dinge jetzt tun können, ohne dabei als Frau gelesen zu werden.
Es kann also gut sein, dass du trans männlich bist.
B) Was machst du jetzt mit deinem Imposter Syndrome?
Kennst du schon unseren Blogpost zum Queeren Imposter-Syndrom? Vielleicht findest du darin nützliche Tipps. Außerdem kann es helfen, sich mit anderen queeren Menschen auszutauschen – wenn du Lust hast, kannst du ja mal bei uns im Regenbogenchat vorbei schauen. Denk immer daran, dass es keine richtige oder falsche Art gibt, trans (oder männlich) zu sein.
C) Was machst du jetzt mit deinem Bedürfnis nach ‘femininen’ Dingen?
Probier dich aus. Davon, feminine Dinge zu tun, ändert sich dein Geschlecht nicht und du verlierst auch nicht deine metaphorische Eintrittskarte zur Transmännlichkeit. Tu und trag das, was dir Freude bereitet und worin du dich wohl fühlst. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, aber es wird mit der Zeit einfacher. Versprochen.
D) Ist es vielleicht doch kein Imposter Syndrome?
Doch, es klingt ziemlich danach. Wirklich. Du fragst, ob du es dir vielleicht nur einbildest, dass du es dir einbildest, queer zu sein.
Das wäre sehr viel Gehirnakrobatik – und die würde dein Gehirn nicht ohne Grund machen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es Imposter Syndrome ist, ist also sehr sehr hoch – allein schon, weil du darüber nachdenkst. Dieser Gedanke kommt von irgendwoher.
Ich wünsche dir viel Glück bei der weiteren Erkundung deines Geschlechts! 🙂
Und wie gesagt, komm gerne im Regenbogenchat vorbei!
Elias