Kummerkastenantwort 1.748: Bin ich durch einen Fetisch trans geworden?

Hallo liebes Kummerfalten-Team,

ich bin derzeit sehr verwirrt über meine eigene Geschlechtsidentität.
Ich bin jetzt 21 Jahre und seit zwei Jahren bin ich in einer festen Beziehung mit einer dominanten Frau. Von Anfang an war Feminisierung fester Bestandteil dieser Beziehung.
Also ursprünglich als Fetisch, zumindest dachte ich das zunächst. Allerdings habe ich relativ früh begonnen, mich viel mehr mit meiner weiblichen Rolle innerhalb der Beziehung zu identifizieren, habe auch meine Freundin relativ früh gebeten, dass sie mich nur noch mit meinem weiblichen Namen anspricht und ich zumindest zu Hause ganz als weiblich leben kann und auch ein paar enge Freunde wissen schon bescheid

In der Öffentlichkeit trete ich aber aktuell immer noch als männlich auf, allerdings fällt mir das von Tag zu Tag schwerer. Ich fühle mich richtig unwohl mittlerweile, wenn ich von Kommilitonen, Freunden und sogar der Familie mit meinem männlichen Namen angesprochen werde.

Und auch mit meinem Körper werde ich immer unglücklicher und denke in letzter Zeit fast ununterbrochen über eine Geschlechtsanpassung nach, aber da das ganze am Anfang eben als Fetisch begonnen hat, habe ich große Angst, dass ich mir das alles nur einbilde und ich vielleicht gar nicht wirklich trans bin.

Ich hasse mein männliches ich, aber ich bin trotzdem sehr verunsichert, könnt ihr mir einen Rat geben?

Danke im Voraus


Hallo,

pssst, kleines Geheimnis: Viele Menschen, die trans sind, finden Dinge raus, indem sie sie ausprobieren. Oder in anderen Worten: Die Geschichten, wie Menschen herausfinden, dass sie trans sind und das erkunden, sind so verschieden wie die Menschen selbst.

Wenn du also durch das ausprobieren in deiner Beziehung rausfindest, dass du trans bist, ist das vollkommen valide. Gleichzeitig gilt: Nicht alles, was mit Geschlecht, Geschlechterrollen und der gleichen zu tun hat, sagt am Ende, dass du trans bist. Für manche ist einzig relevant, Geschlecht in einem bestimmten Rahmen zu performen. Andere brechen Normative auf: In einer Welt, in der Männer keinen Nagellack tragen dürfen (Spoiler Alert: dürfen sie. Aber mal als Beispiel) musst du dir was einfallen lassen, wenn du ein Mann bist und Nagellack toll findest.

Diese Subversität, gesellschaftliche Regeln aufzubrechen, ist sicher auch ein Bestandteil von trans sein – aber dafür nicht exklusiv. Long Story short: Ob trans ein passendes Label für dich ist, werden wir dir nicht sagen können. Welche Transitionsschritte für dich die richtigen sind vermutlich auch nicht. Ich kann aber ausprobieren empfehlen. Sehr viel lässt sich tatsächlich einfach aufhören, absetzen, nicht mehr machen, wenns nicht passt. Vielleicht gibt es bei dir im näheren Umfeld auch eine Trans-Beratungsstelle. Das kann einerseits für Kontakte praktisch sein, andererseits aber auch für mehr Denkanstöße.

Viele Grüße
Xenia

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