Kummerkastenantwort 3.178: Ich habe Angst vor Zukunftsplanung in meiner Beziehung weil ich so viel Queerfeindlichkeit erlebe

Hey, ich weiß nicht ob hier meine Nachricht wirklich Gehör finden wird, aber ich bin ratlos und suche Hilfe: Das erste mal bin ich in einer queeren Beziehung, wir beide lieben uns und genießen die gemeinsame Zeit zusammen, aber seit längerem kriege ich unglaubliche Ängste, wenn sie über die Zukunft spricht. Dazu muss man sagen, wir sind beide nicht geoutet, doch sie hat schon viel mehr Erfahrungen gesammelt und fühlt sich sehr viel wohler damit queer zu sein als ich ( dazu: Ich war schon vorher bei meinen Besten Freunden geoutet, aber nur im kleinen Kreis). Wir sind beide sehr gläubig und in unserem Kulturkreis und Familien würden wir auf unglaublich viel Hass stoßen. Diese Vorstellung macht mir so viel Angst, dass ich am liebsten die Beziehung beenden möchte und nie wieder Daten würde. Es wird von mir gefordert einen Mann zu heiraten und ich fühl mich so unglaublich hilflos. Sie ist die perfekte Frau für mich, aber ich bin nicht so glücklich wie ich sein sollte, weil ich weiß das ich mich nicht bei meiner Familie outen kann und ich das Gefühl habe jeden nur zu enttäuschen insbesondere mich selbst, weil ich nicht ehrlich zu mir selber bin. Ich weiß nicht wie ich mit allem umgehen soll. Weiß jemand was ich in meiner Situation tun könnte?

Liebe Grüße

Hallo,

Du bist mit deinen Gefühlen nicht alleine. Auch wenn deine Situation natürlich sehr spezifisch ist, gibt es viele queere Menschen, die sich nur schwer eine Zukunft vorstellen können. Das liegt auch an der fehlenden Repräsentation von glücklichen, erwachsenen Menschen in den Medien.

Wenn ein Coming Out zu einem Bruch mit deiner Familie führen wird, ist das natürlich eine sehr schwierige Entscheidung und vorher sollte vor allem überlegt werden, wie das Coming Out sicher stattfinden kann. Das bedeutet sowas wie: vielleicht nicht mehr zuhause wohnen, sondern eine eigene Wohnung haben, vielleicht volljährig sein, vielleicht über eigene Finanzen verfügen.

Es ist außerdem, verständlicherweise, eine sehr schwierige Entscheidung und ich kann jetzt nicht sagen „Du sollst dich outen“ oder „Tus nicht!“

Vielleicht hilft es dir, eine Pro-/Contra-Liste zu machen, oder ganz konkret verschiedene Szenarien durchzugehen, wie deine Familie reagieren könnte – was wäre das Schlimmste, das passieren könnte? Und was wäre das Beste? Wie könntest Du das Schlimmste überstehen? Wie könntest du reagieren, was könntest du tun?
Und vielleicht auch: Wäre das Schlimmste auf Lange Sicht schlimmer, als ein Leben ohne Coming-Out?

Ich weiß nicht, welcher Religion du angehörst, aber hier mal ein paar Ressourcen von oder für queere religiöse Menschen, die ich kenne:

Queer Theology (Christlich), Zwischenraum (christlich)

The Queer Muslim Project (muslimisch)

My Queer Torah (jüdisch)

Wir wünschen dir alles Gute,

Liebe Grüße,

Elias und Annika

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