Kummerkastenantwort 3.284: Der Gedanke an Liebe macht mir Angst
Liebes Kummerkastenteam, ich habe euch bereits in der Kummerkastenfrage 3.129 und 3.132 geschrieben, und bedanke mich hiermit nochmal für die Antwort, die ich erhalten habe.
Nun schreibe ich euch erneut, weil mich etwas beschäftigt.
Es ist so, dass ich schon oft für Menschen geschwärmt habe und/oder verknallt war. Und wenn man jemanden sehr gerne mag, dann denkt man ja oft daran wie eine Beziehung theoretisch wäre und so weiter. Bis jetzt ist es bei mir aber auch noch nie zu einer Beziehung gekommen, ich bin ja auch erst vierzehn.
Ich finde den Gedanken an eine Beziehung sehr schön und oft habe ich sehr starke Sehnsucht nach einer Beziehung und das macht mich oft sehr unglücklich.
Ich lese sehr gerne Liebesromane, vorallem queere, und dann versinke in einer Fantasiewelt. Aber Bücher sind ja ausgedacht und oft beschleicht mich die Angst, dass meine Vorstellung und Erwartungen nicht der Wirklichkeit entsprechen. Was ist, wenn Liebe nicht so ist wie ich sie mir vorstelle?
Wie ich bereits in einer meiner vorherigen Kummerkastenfragen erwähnt habe, bin ich ja im Autismus Spektrum und bin mir auch schon deshalb nicht sicher ob ich überhaupt beziehungsfähig bin, auch wenn ich weiß, dass viele Autist*innen in einer Beziehung leben.
Manchmal habe ich dann auch Angst, dass ich nie jemanden finden werde, weil ich nicht so gerne auf Menschen von selbst zugehe und ich laut manchen Menschen halt einfach manchmal komisch wirke. Und in meiner Zukunft möchte ich auch eigentlich nicht Dating-apps benutzen, weil ich Angst hätte an falsche Menschen zu geraten. Manchmal frage ich mich auch, ob ich überhaupt eine Beziehung wirklich will. Ob ich nicht einfach nur den Gedanken daran mag aber im echten Leben nicht damit klar kommen würde.
Teilweiße macht mir der Gedanke an Liebe Angst. Weil es etwas sehr großes zu sein scheint. Und auch die Tatsache, dass Liebe nicht immer für die Unendlichkeit bestimmt ist.
Ist es normal, dass ich mich so fühle? Vorallem in so jungem Alter?
Hallo!
Ja, es ist ganz normal dass man in deinem Alter diese Fragen und Zweifel hat.
Was ich dir mitgeben kann: Ja, Liebe ist nicht wie in Liebesromanen, weil natürlich jede Liebesbeziehung individuell ist. Ich finde es total okay, sich vorzustellen wie Liebe sein könnte und ein bisschen zu fanatsieren und sich gleichzeitig im Klaren darüber zu sein, dass es vermutlich ein bisschen anders laufen wird im normalen Leben. Eine Liebesbeziehung heißt ja auch, sich auf eine Person einzulassen und die Beziehung zusammen zu gestalten. Und du kannst jeweils entscheiden, ob du eine bestimmte Beziehung willst, weil sie dir gut tut – oder eben nicht.
Ich bin nicht autistisch, aber ich kenne die Frage danach, ob ich beziehungsfähig bin (und diese Frage kennen sehr viele Menschen aus unterschiedlichen Gründen). Und was ich gelernt habe: Beziehungsfähigkeit ist nichts, was irgendwie angeboren ist und man entweder hat oder nicht. Das ist etwas, was man immer wieder neu lernt und dazu lernt und deswegen sind alle Menschen erstmal beziehungsfähig. Man schaut halt mit dem jeweiligen Gegenüber, wie man gemeinsam die Beziehung gestaltet.
Und ich kann dir auch sagen: Auch wenn man komisch und schüchtern ist, findet man Menschen für Beziehungen 🙂
Liebe Grüße,
Annika