Kummerkastenantwort 4.223: Wie kann ich mir sicher sein, wirklich trans zu sein?
Hallo liebes queer-lexikon Team,
Ich bin 19 Jahre alt und hinterfrage jetzt schon seit langer Zeit mein Geschlecht. Angefangen hat das, als ich 17 war und bemerkt habe, dass ich mich irgendwie unwohl fühle, als Frau gesehen zu werden. Mein damaliger Freund (ftm trans) hat mir einen seiner alten Binder geliehen und ich trage seitdem die meisten Tage einen. Wenn ich ihn nicht trage, fühlt es sich einfach komisch an.
Dazu kamen damals die Gedanken, dass ich lieber als männlich angesprochen werden möchte. Ich hab mir einen anderen Namen ausgesucht und mein ex und seine Freunde haben den und er/ihm Pronomen für mich benutzt. An sich hat es sich immer gut angefühlt, vor allem dann, wenn ich trotzdem feminin aussah (also Röcke und Kleider trug etc.).
Allerdings habe ich ständig Zweifel, ob ich wirklich trans bin oder nicht. Was, wenn ich es mir nur so lange eingeredet habe, dass ich jetzt wirklich glaube, trans zu sein und es sich deswegen unwohl anfühlt, mit meinem deadname und sie/ihr angesprochen zu werden? Was, wenn ich die Transition durchziehe, und dann bemerke, dass ich doch nicht trans bin? Was, wenn es nur die Belästigung ist, die ich dadurch erhalte AFAB zu sein und ich deswegen männlich/androgyn aussehen will? Was, wenn ich unglücklich damit bin, die Transition zu machen? Wie kann ich mir wirklich sicher sein, dass ich es mir nicht nur eingeredet habe?
Hallo,
die kürzeste Fassung ist: Es gibt keinen Test, der dir eine definitive Antwort auf „bin ich trans?“ geben kann oder gibt.
Zweifel zu Transition sind allerdings häufig. Häufig genug, dass zum Beispiel Jill auch schon mal ein Video dazu gemacht hat: https://www.youtube.com/watch?v=3LoBfVdr6u0
Ansonsten: Die Perspektive ist nicht „bin ich wirklich trans?“ – zumindest nicht, wenns hilfreich sein soll. Zum einen ist der Umfang dieser Frage unfassbar riesig, zum anderen ergibt sich daraus auch wenig konkretes. „glaube ich, dass es mir besser gehen könnte, wenn ich Hormone nehme?“ oder „würde ich mich wohl fühlen, wenn ein anderer Name auf meinen offiziellen Papieren steht?“ – also deutlich kleinere Fragen, die im Zweifel auch eher eine Antwort haben können, oder mindestens eine konkrete Handlung, die du ausprobieren kannst. Und darauf aufbauend kannst du dir dann Stück für Stück das gute Leben für dich zusammensuchen. Denn: die Frage „geht es mir gut?“ ist einfacher zu beantworten und das „ja“ dazu mächtiger und relevanter als auf die Frage „bin ich trans?“
Liebe Grüße
Xenia