Kummerkastenantwort 5.571: Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil meine Frau mein trans Coming Out für mich übernommen hat
Ich fühle mich schuldig, weil ich mich nicht persönlich bei der Familie meiner Frau geoutet habe (als trans).
Wir sehen sie nur wenige Male pro Jahr und dadurch, und auch dadurch, dass es für mich eine große Hemmschwelle war, war irgendwie nie die richtige Gelegenheit dafür.
Meine Frau hat das dann irgendwann übernommen, bei Anlässen, bei denen ich nicht dabei war.
Für sie war es auf Dauer ein blödes Gefühl, es ihrer Familie zu verschweigen und fast so etwas wie ein Doppelleben zu führen, außerdem haben wir uns durch den Start meiner Hormontherapie unter Zeitdruck gefühlt, weil wir durch meine körperlichen Veränderungen nicht in Erklärungsnot geraten wollten.
Rückblickend wünschte ich, wir hätten uns einfach mehr Zeit gelassen. Zu der Zeit konnten wir aber auch nicht ahnen, dass es bei mir so lange dauern würde, bis körperliche Veränderungen sichtbar wurden.
Jetzt habe ich ihr gegenüber manchmal ein schlechtes Gewissen. Mich zu outen war auch für sie eine unangenehme und schwierige Situation und ich fühle mich schlecht, sie in diese Situation gebracht zu haben. Ich denke, ich hätte mich dieser Situation stellen und die Verantwortung tragen müssen. Ich fühle mich schuldig, dass sie sich meinetwegen dieser Situation ausgesetzt hat und ich habe das Gefühl, das steht zwischen uns.
Hallo!
Deine Gefühle und Gedanken sind absolut verständlich – manchmal sind wir eben tatsächlich hinterher schlauer und wünschen uns, dass wir Dinge anders gemacht hätten. Die Sache ist aber: Ich weiß nicht genau, was ich dir raten soll, außer mit deiner Frau darüber zu sprechen. Was denkt sie denn? Welche Gefühle hat sie zu dieser Situation? Wichtig in diesem Gespräch ist, dass du ihre Gefühle und Gedanken ernst nimmst und nicht abtust, wenn sie eine andere Sicht auf die Dinge hat. Ggf. macht es auch Sinn, in eine Paarberatung oder -therapie zu gehen, um das aufzuarbeiten. Und ihr könnt aus dieser Sache lernen, wie ihr in Zukunft vergleichbare Situationen angeht.
Liebe Grüße & Alles Gute,
Annika