Kummerkastenantwort 3.931: Ich träume davon, ein Junge zu sein

Hallo, ich bin weiblich, autistisch und 19 Jahre alt.
Mit 15 habe ich mich als lesbisch geoutet und bis heute ist es so, aber seit den letzten Monaten… Na ja, ich träume oft davon ein cis oder trans Junge zu sein.
Und fühle mich viel wohler in Games ein Junge sein zu können, was früher nicht der Fall war. 
Mir gefällt daran, ein Junge zu sein, aber ich habe nie wirkliche Body Dysmorphia gehabt und ich habe auch gehört, dass es nicht bei jedem der Fall ist. 

Auch vor paar Tagen hatte ich diesen Traum, dass ich ein Junge bin und auch nur Jungs sind in mein Träumen. 
Und wenn ich im Spiegel schaue, betrachte ich oft mein Körper und ich dachte immer, dass ich mich zu dick fühle und ich fühle mich nicht wohl dabei in den Spiegel zu schauen, da so ein Gefühl aufkommt… Ich verstehe es nicht, da ich Autist bin und alles verwirrt mich sehr. 

Hallo!

Es gibt viele trans Menschen, die erst später im Leben bemerken, dass sie trans sind. Es gibt auch Menschen, die sich sehr lange als lesbisch identifizieren, und später merken, dass sie trans sind. Und es gibt Menschen, die sind trans (zum Beispiel transmaskulin) und dabei immer noch lesbisch.

Was ich sagen will: selbst, wenn du trans sein solltest, musst du deswegen nicht notwendigerweise deine Identität als lesbisch aufgeben.

Und: du musst nicht zwangsläufig Dysphorie erlebt haben, um trans zu sein. (Dysphorie und Dysmorphie sind übrigens zwei unterschiedliche Dinge, ich vermute, du meinstest Dysphorie.)

Was du fühlst, wenn du in den Spiegel schaust, kann ich dir nicht genau sagen. Es könnte Dysphorie sein – es könnte auch einfach sein, dass du dich schlecht fühlst, weil unsere Gesellschaft sehr strikte Vorstellungen davon hat, wie Körper auszusehen haben – und dein Körper dem nicht entspricht. Auch, wenn du natürlich trotzdem gut aussehen kannst – das zu glauben, ist aber manchmal selbst nicht so einfach.

Vielleicht hilft es dir, weniger darüber nachzudenken, was genau du bist – und mehr, wodurch du dich wohler fühlen würdest. Würden dir männliche Pronomen oder ein anderer Name helfen? Du könntest es mit jemandem ausprobieren, dem du vertraust, und schauen, wie es läuft.

Welchen Namen du dem ganzen dann gibst, ist im Prinzip nur eine Formalie – denn wichtig ist, dass du dich wohl fühlst. Als Lesbe, als trans Mann, als nichtbinäre Person oder als etwas ganz anderes.

Liebe Grüße,
Elias

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