Kummerkasten Antwort 54: Was, wenn ich doch nicht genderfluid bin?

Hallo, ich wollte euch was was fragen. Also, ich hab ne Weile drüber nachgedacht, genderfluid zu sein, da ich mich in der letzten Zeit ziemlich verändert hab. Irgendwie. Ich hab mir vor ein paar Jahren schon die Haare kurzgeschnitten, aber nie ganz, immer etwas bis zum Kinn oder den Ohren. Dann vor kurzem komplett kurz und ich hab sie mir tönen lassen. Beim nahenden Abschlussball will ich mir einen Anzug anziehen- und vielleicht einen Zylinder…
Nach einer Phase des ewigen Kleider- und Röcketragens, hab ich damit ganz plötzlich aufgehört und trage jetzt nur noch Hosen und Hemden, am liebsten aus der Herrenabteilung. Ich drücke auch dauernd auf meinen Brüsten rum, stell mir oft vor, sie nicht zu haben- aber genauso oft mag ich sie. Ein bisschen. Manchmal mehr. Irgendwie.
Ich mag jetzt wieder irgendwie Kleider aber doch irgendwie nicht und ich hab sogar darüber nachgedacht, mir so einen Binder zu besorgen- aber ich bin mir nicht sicher. Und ich hab etwas Angst davor. Außerdem: Was, wenn ich doch nicht so bin und das nur eine Phase ist? Was mach ich dann?
Ich hab einfach Angst, mich nur in irgendwas reinzusteigern…
Vllt habt ihr ja ein oder zwei Ratschläge, wie ich rauskriege, ob ich wirklich genderfluid oder nonbinary oder sowas bin? Das wäre echt nett.

P.S.: Da hab ich noch was lustiges zu erfahren. Kurz nachdem ich meiner Mutter davon erzählt hatte, erwähnte sie, dass ihr als sie mit mir schwanger war ihr Kind im Schlaf erschien- ein Junge. Er stellte sich mit der männlichen Version meines Namens vor und sie meinte: Nö, ich will ein Mädchen.
Ist mir nur so eingefallen. Lustig, was?
Haha!

Schönen Tag noch,
L

Hallo L.,

Auch an dich erstmal: Entschuldigung, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest.

Ich kann dein Gefühl gut nachvollziehen, dich zu fragen, ob du nicht-binär bzw, genderfluid bist oder nicht. Die gute Nachricht ist: Das fragen sich sehr viele queere Menschen, vor allem am Anfang. Die schlechte Nachricht ist: Es gibt keinen Test, den du machen kannst, um herauszufinden, ob du nicht-binär bzw. genderfluid bist. Wirklich wissen kannst das nur du.

Ich habe aber folgende Dinge gelernt: Wenn du viel über das Thema nachdenkst und es dich beschäftigt – ganz besonders die Frage “Bin ich nicht-binär / queer / trans / genderfluid usw. ?”, dann gibt es dafür meistens einen Grund. Viele trans Menschen merken, dass sie ein anderes Geschlecht als das auf ihrer Geburtsurkunde haben, durch zwei Dinge:

  •  Dysphorie: Wie fühlt es sich für dich an, wenn du als das Geschlecht wahrgenommen wirst, das auf deiner Geburtsurkunde steht,  wahrgenommen wirst? Ist das unangenehm, schmerzhaft etc.?
  • Euphorie: Wie fühlt es sich an, wenn dich jemand als nicht-binär / genderfluid etc. wahrnimmt? Ist es ein schönes Gefühl?

Das sind keine Richtlinien, aber es kann dir vielleicht helfen, dich damit zu beschäftigen.

Außerdem: Wenn du doch nicht genderfluid bzw. nicht-binär bist – dann ist das nicht schlimm. Dann hast du etwas ausprobiert, dich mit etwas beschäftigt, etwas über dich selbst gelernt; das ist etwas Gutes!

Und wenn du dir einen Binder kaufen willst, schau dir mal unsere Broschüre an, da stehen Tipps zum Kauf drin 🙂

Alles Gute für dich!

Annika