Kummerkasten Antwort 75 – trans Mädchen mit Angst vor Coming Out

Hallo, ich bin Roland und Level 14.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich eigentlich eine Frau bin, also Trans. Meine Schwester hat mich mal eines Tages geschminkt und ich fand es wider Erwarten toll! Ich sah mich gerne so aufgebrezelt im Spiegel:) Als meine Schwester einmal nicht da war, bin ich in ihr Zimmer und hab ihren BH anprobiert und mich in eine Bluse von ihr gezwängt. Mich so zu sehen, erfüllte mich mit großer Freude. Am liebsten würde ich mich outen, meine Eltern jedoch wählen beide die NPD und haben auf Andeutungen meinerseits stets mit blanker Abneigung reagiert. Ich habe Angst, dass Sie mich verstoßen, sollte mein wahres Ich ans Licht kommen. Da die Eltern der wichtigste Bezugspunkt im Leben sind, will ich sie nicht verlieren! Aber verstellen möchte ich mich auch nicht weiter! Also, liebes Kummerkastenteam, was soll ich tun?

LG Roland

Hallo!

Uff, das klingt nach einer wirklich schwierigen Situation. Alles, was ich dir jetzt vorschlage sind Vorschläge und keine Anweisungen, ok? Du musst selber nachdenken und abschätzen, was für dich eine gute Idee ist, und was nicht.

Du hast recht, eine Beziehung mit den eigenen Eltern ist wichtig – aber auch nur solange, wie du damit glücklich bist, du du selbst sein kannst und nicht in Gefahr bist. Viele queere Menschen mussten ähnliches durchmachen wie du. Bei manchen haben die Eltern irgendwann gelernt, ihre Kinder zu akzeptieren und sie haben (wieder) eine gute Beziehung. Manche queeren Menschen mussten die Beziehung zu ihren Eltern aber auch aufgeben – und haben sich in der queeren Community eine neue Familie gesucht. Ich hoffe sehr für dich, dass deine Eltern irgendwann lernen, dich zu akzeptieren (und vielleicht nicht mehr NPD wählen….)

Wenn du die Angst hast, dass deine Eltern dich verstoßen (oder dir eventuell sogar etwas antun) wenn du dich outest, musst du eventuell warten, dich zu outen, bis du 18 bist. Dann kannst du selbst über alles in deinem Leben entscheiden und z.B. zuhause ausziehen. Bis dahin kannst du dich vielleicht im Internet als Mädchen bewegen und outen. Ich weiß, dass das schmerzhaft und schwierig ist – aber ich glaube, eine bessere Lösung gibt es dafür nicht.

Mir ist noch wichtig zu sagen: Gut wäre, wenn du eine erwachsene Person in deinem Leben hättest, die Bescheid weiß (z.B. eine Sozialarbeiter*in, eine Tante, ein Onkel, eine Lehrkraft etc.) und die dich so akzeptiert wie du bist. Wenn mit deinen Eltern etwas schief gehen sollte, hättest du eine Person, die du anrufen kannst und die sich dann um dich kümmert. Falls deine Eltern dich verstoßen und du dann noch keine 18 bist, solltest du dich unbedingt auch ans Jugendamt deiner Stadt oder deines Ortes wenden.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,

Annika