Kummerkastenantwort 566 – Bin ich genderfluid genug?
Liebes Querr Lexikon,
Erstmal möchte ich euch danken, was ihr hier macht ist wirklich toll.
Ich bin 15 und eine afab. Beschäftige mich jetzt schon einige Zeit mit meiner Sexualität und denke dass ich genderqueer sein könnte. Ich weiß, dass nur ich wissen kann, was für ein Label passt. Denke aber, ich will eine Bestätigung oder so. Ich erinnere mich wie ich z.b.so mit 8/9 in eine Ferienfreizeit gegangen bin und an einem Tag habe ich meine langen Haare so unter eine Kappe gesteckt, dass ich aussah wie ein Junge, weil ich mich so wohlfühlte und zu ihnen dazugehören wollte. Aus dem gleichen Grund habe ich mir meine Haare in der 5. Klasse ganz abgeschnitten, was ich jetzt wieder tun will, einfach weil ich mich so wohler fühle.Außerdem habe ich als Kind oft geträumt ein Junge zu sein, oder mich umoperiern zu lassen und habe nur “Jungssachen” gemacht um von den Jungs als gleichwertig betrachtet zu werden. Das ist dann, je älter ich wurde, abgeschwächt, bis ich mich mit meiner Sexualität und Identität befasst habe. Da ist mir das wieder eingefallen und es muss ja einen Grund dafür geben. Jetzt fühle ich mich an manchen Tagen wohler in meinem weiblichen Körper als an anderen und ziehe mich auch dementsprechend an. Ich mag es nicht als “Mädchen” angesehen zu werden will aber trotzdem auf jeden Fall “sie” genannt werden. Habe Angst dass ich mich oute und es doch nicht stimmt.
Ich bin außerdem bi oder irgendwas in die Richtung und hätte nicht ein soo großes Problem mich als bi zu outen. Aber ich habe Angst mich auch als genderfluid zu outen weil andere Sexualitäten in der Gesellschaft weit aus mehr respektiert und verstanden als verschiedene Geschlechtsidentitäten.
Das war jetzt ganz schön viel tit mir Leid. Ich denke ich habe einfach Angst nicht von anderen respektiert zu werden und dass ich nicht ” genderfluid genug bin”
Liebe Grüße
Luise
Hallo Luise,
die Antwort auf “bin ich was-für-ein-Label-auch-immer genug?” ist in den allermeisten Fällen: ja. Gleichzeitig haben sehr viele queere Menschen dieses Gefühl, damit bist du nicht alleine.
Wenn du dir unsicher bist, ob du da ein Coming Out haben magst, ist das noch mal eine ganz andere Baustelle. Rein informativ, dass nachher sozusagen alle Bescheid wissen, musst du dich nicht und nie outen. Relevant ist dabei viel mehr, wenn es Information gibt, bei denen es dir wichtig ist, dass andere die wissen und nutzen. Wenn du zum Beispiel weitere Namen benutzen möchtest. Oder falls es dich stört, wenn von dir als Frau und nur als Frau gesprochen wird. Da können Menschen natürlich nicht in deinen Kopf schauen, und wenn dir sowas wichtig ist, ist ein Coming Out sicher sinnvoll.
Solange du aber ok bist, wie mit dir sozusagen umgegangen wird, gibt es keinen dringenden Grund, warum du es irgendwem erzählen müsstest. Die Lösung für: ich weiß nicht, ob ich mich traue, ein Coming Out zu haben kann also auch sein, einfach keines zu haben.
Liebe Grüße
Xenia