Kummerkastenantwort 583 – wie kann ich mir sicherer werden, wer ich bin?

Hallo.
Ich (14) weiß nicht, welchem Geschlecht ich mich zuordne. Ich bin als weibliche Person geboren, fühlte mich aber nie so. Schon als sehr kleines Kind zog ich lieber männliche Kleidung an, mochte es nicht weiblich bezeichnet zu werden und wollte immer ein Junge sein. Während der Grundschule hatte ich nicht weiter darüber nachgedacht, doch nun bin ich mir komplett unsicher darüber. Ich glaube, dass ich Nonbinary sein könnte, da ich mich weder männlich, noch weniger weiblich fühle. Ich hasse alles weibliche an mir und versuche es auch immer zu verstecken. Mittlerweile habe ich mir sogar einen neutralen Namen für mich ausgedacht und der Gedanke daran irgendwann mit diesem angesprochen zu werden ist ein Traum für mich.
Meine Mutter wäre zwar verständnisvoll, doch ich möchte mich nicht outen, wenn ich mir noch so unsicher bin. Wisst ihr vielleicht, wie ich mir etwas klarer über meine Identität werden kann? Es macht mir sehr zu schaffen und ich fühle mich total unwohl in meinem Körper…

Hi!

Das klingt, als wärst du auf einer theoretischen Ebene schon ziemlich weit. Du scheinst schon ein paar Identitäten für dich ausgeschlossen zu haben, du entwickelst ein gutes Gefühl dafür, was dir gut tut und was weniger und hast dir sogar einen neuen Namen überlegt. Ich finde, das ist schon eine ganze Menge!

An einem gewissen Punkt wird es aber (meinem Gefühl nach zumindest) schwer, komplett alleine weiter zu machen. Sich selbst zu überlegen, was eventuell gut sein könnte, ist deutlich schwerer fassbar, als es auszuprobieren. Wie fühlt es sich an, wenn andere dich mit deinem Namen ansprechen? Was macht es mit dir, wenn du ihnen von deinen Überlegungen bezüglich Geschlecht erzählst? Das muss nicht direkt deine Mutter sein, sondern vielleicht ein*e Freund*in. Eine andere Möglichkeit sind zum Beispiel Chats, in denen du dich einfach mit deinem neuen Namen anmelden und Dinge für dich ausprobieren kannst (zum Beispiel im Regenbogenchat).

Und wenn mit existenten Menschen drüber sprechen sich noch zu schwer anfühlt, hilft es vielleicht einen Charakter in einem Computerspiel oder ähnlichem so zu gestalten, wie du gerne wärst (Aussehen, Namen, soweit möglich Pronomen…). Das Projezieren auf einen fikitven Charakter klingt vielleicht erstmal nicht nach viel, aber hat schon vielen bei ihrem coming in (also sich selbst der eigenen Identität bewusst werden) geholfen.

Du darfst dich aber auch deinem Umfeld anvertrauen, wenn du dir noch nicht 100%ig sicher bist. Geschlecht ist schwierig, Label sowieso und wenn du in ein paar Wochen merkst, dass das doch so noch nicht richtig war, ist das in Ordnung. Du darfst dich entwickeln, das macht dich nicht weniger glaubhaft.

Ich hoffe, du findest dich und alle Unterstützung, die du brauchst!

Liebe Grüße
Lir

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