Kummerkastenantwort 790 – wie kann ich mich mit meinem Coming Out sicherer fühlen?
Hey, ich bin weiblich und stehe auf Frauen (keine Ahnung ob nur oder auch, ich versuche mir keine Gedanken mehr um Labels zu machen).
Letzte Woche habe ich meinem besten Freund erzählt, dass ich in ein Mädchen aus der Schule verliebt bin, er war sehr verständnisvoll, hat mir gesagt, dass für ihn alles ok ist und hat mir auch angeboten „dicht“ zu halten vor unseren anderen Freunden. Ich vertraue ihm sehr, habe aber trotzdem Angst, dass andere es herausfinden könnten und mich anders behandeln oder sogar hassen würden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich das schlecht auf meine Noten auswirkt und da ich dieses Jahr Abitur schreibe, sind mir meine Noten echt wichtig.
Ich weiß nicht was ich mir jetzt erhoffe, indem ich euch dieses Nachricht schreibe, aber ich habe gerade einfach Angst die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Vielleicht hätte ich es noch nicht sagen dürfen, ich bin mir einfach unsicher. In dem Moment hat es sich richtig angefühlt es ihm zu sagen, aber jetzt habe ich Angst, dass es alle erfahren, bevor ich bereit dafür bin. Ich weiß, dass die Meinung anderer eigentlich keine Rolle spielen sollte, aber manchmal komme ich nicht einfach nicht drumherum, zu denken, wie andere jetzt über mich denken.
Habt ihr vielleicht einen Tipp wie ich mich sicherer fühlen kann?
Danke übrigens für die Möglichkeit hier eine Frage stellen zu können, es ist wirklich schön zu wissen, dass ich nicht allein bin und es Menschen gibt, die durch das gleiche gehen wie ich.
Hallo!
Erstmal: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Coming Out! Es war sicher nicht leicht, das zu erzählen.
Ich kann deine Gedanken und Befürchtungen gut nachvollziehen, verstehe aber nicht ganz, wo sie herkommen. Also: Was genau lässt dich an deinem besten Freund zweifeln?
Alles, was ich dir mitgeben kann, ist im Zweifelsfall nochmal mit deinem besten Freund zu sprechen und ihm zu sagen, welche Sorgen und Ängste du hast und dass er es wirklich nicht anderen erzählen soll.
Außerdem: Deine Sorgen, die du dir um deine Situation an der Schule und um deine Noten machst, sind glaube ich das worst-case-Szenario. Selbst wenn andere von deiner sexuellen Orientierung erfahren sollten, heißt das nicht, das all die schlimmen Dinge eintreten (auch wenn es gegen deinen Wunsch wäre und das sicher schwierig zu verkraften wäre). Und wenn es schlimm wird, bist du nicht alleine. Dein bester Freund scheint dich ja zu akzeptieren und zu unterstützten und deine Schule hat sicher Vertrauenslehrer*innen oder Sozialarbeiter*innen, die dir helfen können, wenn du Diskriminierung, Mobbing o.ä. erleben solltest. Und unser Regenbogenchat ist auch für dich da.
Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!
Liebe Grüße,
Annika