Kummerkastenantwort 908: Meine fundamental-christliche Familie will mich in eine Konversionstherapie stecken.

CN sexualisierte Gewalt, Konversionstherapie

Hallo,
zunächst möchte ich sagen, dass es wirklich sehr beeindruckend ist, was ihr hier leistet. Nun gibt es aber eine Sache, die mich w(20) nun schon länger begleitet. Meine Familie kommt aus dem christlich-fundamentalistischen Spektrum und akzeptiert mich (als unehelichen ,,Bastard” und dazu noch lesbisch) nicht. Immer wieder wurden mir (seit etwa 5 Jahren), Männer aus der Gemeinde vorgestellt, damit ich mir einen zum möglichst schnellen Heiraten aussuche. Nach dem Outing (vor 6 Jahren) wurde mir eine unglaubliche Feindseligkeit entgegengebracht und eine ,,Therapie” nahegelegt. Erst noch zurückhaltend, später deutlich aggressiver. Das Vorstellen der Männer wurde so extrem, dass ich mir einen Scheinfreund suchen musste, um etwas Ruhe zu haben. Leider wollte er mehr von mir, auch schon ein paar Mal gegen meinen Willen, was sich dann in Panikattacken manifestiert hatte. Es ist auch nicht ganz einfach für meine Freundin, mit welcher ich jetzt seit vier Jahren zusammen bin.
Sorge, von der Familie abgelehnt zu werden, habe ich nicht. Mittlerweile ist es eher die (leider begründete) Angst, dass die Verwandschaft meiner Freundin und mit etwas antun. Sie wurde schon bedroht, beispielsweise wartet mein Vater stundenlang vor ihrer Praxis, ohne dort allerdings (bisher) gewalttätig zu werden. (Ja, wir haben einen relativ großen Altersunterschied ;)). Momentan wohne ich bei ihr und hoffe einfach, dass sie die Privatadresse nicht herausfinden, was realistischerweise aber wohl nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Wahrscheinlich ziehen wir daher bald um, sind aber relativ Ortsgebunden. Jetzt wollen wir uns rechtlich wehren. Die Beweise haben wir gesammelt, u.a für besagte ,,Therapie”.
Wollte daher wissen, ob jemand* hier schon Erfahrungen mit derartigen Prozessen hat und mir vielleicht sagen kann, wie es (abseits der harten Fakten, die man ja beim Anwalt erfragen kann) so ist? Kann es wirklich so unvorhergesehen ausgehen?
Vielen Dank schonmal für eine Antwort.
Eure L.

PS: Bitte entschuldigt, wenn das Gendern nicht richtig ist. Bin noch unsicher, habe es aber beim ,,Gemeindeteil” gelassen, um deren Trans*feindlichkeit zu verdeutlichen. Übe aber noch, damit es bald wirklich klappt. Hoffentlich hat es keine*n verletzt.

Hallo!

Wir würden dir raten, dir eine queere Beratungsstelle/eine queere Rechtsberatung in deiner Nähe zu suchen. Eventuell kommt für dich dafür auch eine Frauenberatungsstelle in Frage, die sind oft weiter verbreitet, aber du musst natürlich für dich entscheiden, ob du dich damit wohlfühlst. Abgesehen davon ist das Hilfetelefon 24/7 erreichbar um in Akutsituationen zur Seite zu stehen, schwierige Situationen nachzubsesprechen oder euch mit Adressen von Berarungsstellen in eurer Nähe weiterzuhelfen. Dein Fall ist sehr speziell und wir können und dürfen keine rechtliche Beratung anbieten.

Gleichzeitig wollen wir dir alles Gute wünschen und ganz viel Kraft, dass du dieses Prozedere gut durchstehst. Ebenso an deine Freundin, unbekannterweise. Wir hoffen, dass es für euch gut ausgeht und die Gemeinde euch in Ruhe lässt. Wir finden es beeindruckend, dass du deinen Weg so mutig gehst, trotz aller Hindernisse.

Viel Kraft dir

Fluff

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