Kummerkastenantwort 1.134: Ich bin vielleicht non-binary
Hi!
Ich habe vor ein paar Monaten schon mal hier eine Frage zu meiner Sexualität hinterlassen…
Aber irgendwie kann ich die Frage ob ich vielleicht Non binary bin nicht aus meinem Kopf bekommen… Es ist nicht so als ob ich mich in meinem Körper gar nicht wohl fühle, oder es extrem störend für mich ist mit weiblichen Pronomen angesprochen zu werden, aber ich wünsche mir manchmal einfach dass meine Brüste verschwinden könnten oder ich einfach weniger Kurven haben könnte… Wenn mir jemand sagt: „Du bist ein Mädchen“ dann fühlt es sich für mich nicht falsch aber auch nicht richtig an… Es ist auch ein wenig komisch weil ich mich irgendwie mit Kleidung die anscheinend „typisch männlich“ ist viel viel wohler fühle aber es nicht soo schlimm ist wenn ich ein Kleid oder einen Rock anziehe… Früher habe ich eigentlich fast nur Röcke getragen, weil ich mir nicht so sicher über meine Figur war, aber während dem Corona Lockdown habe ich angefangen jeden Tag Sport zu machen und habe ein paar Kilo abgenommen und sobald ich die Möglichkeit hatte bin ich einkaufen gegangen uns habe mir ein paar mehr Hosen zugelegt und seit ich ein Hemd von meiner Tante bekommen habe, weiß ich endlich wie es sich anfühlt sich in seiner Haut wohl zu fühlen… ich spüre manchmal so einen Drang nicht weiblich aber auch nicht männlich auszusehen… Es ist ein komisches Gefühl… und manchmal fühle ich mich einfach nicht wohl in meinem weiblichen Körper… Wenn es Corona erlaubt kann ich nächste Woche meine Haare schneiden lassen und ich hoffe dass ich mich danach besser fühle. (Ich lebe in Österreich und deswegen geht das schon nächste Woche aber ich weiß nicht wie das in Deutschland funktioniert…) Tut mir leid dass der Text etwas lang geworden ist aber das ist wie ich mich gerade fühle…
LG
(Und danke schon im vornherein:-))
Hi!
Zuerst einmal: es ist nicht nötig Dysphorie zu haben, um nicht-binär und/oder trans zu sein. Du kannst dich mit deinem Körper wie er ist pudelwohl fühlen, mit deinem Namen und deinen Pronomen zufrieden sein und die für das dir zugewiesene Geschlecht “typische” Kleidung gerne tragen – wenn du dich mit der Bezeichnung Frau nicht wohl fühlst, bist du ziemlich sicher keine Frau.
Was du beschreibst klingt aber trotzdem etwas nach Dysphorie. Es gibt einige nicht-binäre/ trans Personen, die sich lange nicht als solche erkennen, weil es ja nicht soo schlimm ist. Ob und wie sehr etwas falsch und unangenehm war, lässt sich zum Teil erst rückblickend sagen. Eswar ja schließlich das ~normale~ und das einzige, was man gewohnt ist.
Von daher ist der bessere Indikator meiner Meinung nach Euphorie: womit geht es dir gut? Wenn du dich mit Hemden zum ersten Mal wohl in deiner Haut fühlst – trag mehr Hemden! Wenn dir deine Brüste unangenehm sind, probier vielleicht aus, ob ein Binder sich für dich gut anfühlt. Lies dir vorher zum sicheren Binden am besten Balthis Binder Broschüre durch. Und wenn sich als Mädchen bezeichnet werden schlecht anfühlt, probier aus, was besser ist. Das geht alleine, aber auch mit einer Person, der du vertraust. Falls du es lieber in einem anonymeren Rahmen hättest, wäre z.B. unser Regenbogenchat eine Option.
Last, but not least: Wenn du nicht-binär sein willst, bist du nicht-binär genug. Es gibt keine festen Kriterien, die du erfüllen musst. Label sind in erster Linie ein Mittel für dich, um dich ausdrücken und beschreiben zu können, kein steifer Rahmen, in den du dich zwängen musst. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg mit deinen weiteren Experimenten und hoffe, ich konnte dir etwas weiter helfen! 🙂
Liebe Grüße
Lir