Kummerkastenantwort 1.401: Bin ich wirklich genderfluid?

Hallo Liebes Queer-Lexikon-Team,
Ich bin 14 Jahre alt und weiblich-geboren. Seit der Lockdown gestartet hat hab ich viel über meine Identität und Sexualität nachgedacht und ich bin mir ziemlich sicher dass ich bin bin aber darum geht es nicht. Ich hab so Tage an denen ich richzig wie ein „Typisches Mädchen“ aussehen will mit Kleidern und langen Haaren und an anderern Tagen möchte ich wie ein Junge aussehen und wünsch mir kurze Haare,mehr maskuline Klamotten. Außerdem freu ich mich dann immer wenn jemand sagt ich sehe aus wie ein Junge. Also hab ich nen bisschen rumgeschaut und denke dass das Label ‚genderfluid‘ ziemlich gut passt. Aber irgendwie hab ich Angst dass ich es mir nur einbilde oder es irgendwie Fake, obwohl ich es noch niemandem gesagt habe. Wie kann ich das überwinden? Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Liebe Grüße, (vielleicht) June

Hej,

wie schön, dass du schon so viel über dich herausfinden konntest!

Tendenziell ist es so, dass die meisten Menschen, die an ihrer cis-geschlechtlichen Identität zweifeln, meistens auch nicht cis sind. Dadurch, dass wir aber wenig Repräsentation im Alltag und in den Medien erfahren, kann es sich schnell anfühlen, als wäre es nur “Fake” oder als ob wir es uns “einreden”. Das liegt also ganz viel daran, dass nicht-cis Menschen ihre Geschlechtlichkeit bisher nicht als Normalität erleben können. Wunderbarerweise verändert sich das jedoch immer mehr, und immer mehr trans/nicht-binäre/genderfluide Menschen outen sich, werden sichtbar und schaffen Repräsentation.

Um für dich selbst Sicherheit zu schaffen, kann es zum Beispiel helfen, verschiedene Klamottenstile auszuprobieren. Hast du vielleicht Freunde oder einen Bruder/Cousin bei denen du mal Kleidung anprobieren könntest? Du kannst auch beobachten, wie sich andere bewegen, sitzen, verhalten, und das für dich allein ausprobieren und schauen, ob und wie wohl du dich damit fühlst. Wenn du dich mit einer engen Bezugsperson sicher fühlst, kannst du natürlich auch anfangen, dich zu outen. Wichtig: Alles, was passiert, darf in deinem Tempo passieren. Und: Nichts ist unumkehrbar. Das heißt, falls sich ein Label irgendwann nicht mehr passend anfühlt, ist das total legitim und in Ordnung. Du kannst und darfst dich, wann immer du willst, nach (neuen) Labeln umsehen, darfst ausprobieren, behalten, verwerfen. Label sind für dich da, nicht du für die Label.

Liebe Grüße,
Valo

Das könnte dich auch interessieren …