Kummerkastenantwort 1.883: Bin ich trans & habe Anhaltszeichen übersehen?

Hi,
ich habe Anfang dieses Jahres gemerkt, dass ich mich nicht wirklich mit meinem zugeschriebenen Geschlecht identifizieren kann. Im Nachhinein finde ich jetzt einige, ich sag mal Hinweise, dafür. ZB. in meinen Tagebüchern, die ich eine Zeit lang geführt habe (sollte das wieder machen ^^). Jetzt Frage ich mich aber, sind das alles wirklich Anzeichen gewesen oder rede ich mir das nur ein, um dem “born that way” und “always knew it” Kram zu entsprechen. Suche ich vielleicht einfach nur “Beweise”, weil ich mir zu unsicher bin??
Beispiele wären:
– in meiner Grundschulzeit habe ich nicht verstanden, was Mädchen so sehr von Jungen unterscheidet und könnte mich mit beiden identifizieren, aber mit Jungen mehr
– mit 11 habe ich in meinem Tagebuch häufiger darüber geklagt, dass mein Körper mir fremd ist und ich eine Frau sehe und nicht mich
Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass das erste einfach nur durch die relativ offene Erziehung kommt (weil ich nicht in irgendwelche Stereotypen gepresst wurde). Und das zweite könnte ja “normal” sein, in dem Sinne dass jede*r mit einsetzender Pubertät so fühlt. Wobei es mir schon zu denken gibt, dass ich mich ganz klar vom Frau-sein distanziert habe.
Bei anderen Sachen bin ich mir inzwischen sicher, dass es mit meinem Gender zusammenhängt, wie beispielsweise dass ich sie/ihr Pronomen nie auf mich beziehen mochte, weil sie mir zu weiblich waren.
Meine Frage ist; meint ihr, dass ich die Anzeichen unbewusst suche, um meine Identität zu beweisen? Könnten die genannten Punkte wirklich Hinweise sein oder rede ich mir das nur ein?
LG, Meph

Hey,

es stimmt natürlich: Du musst nicht dem “Ich wusste es schon immer”-Bild entsprechen, um “wirklich” trans zu sein. Aber es spricht ja auch nichts dagegen, sich anzuschauen, an welchen Stellen sich das schon vor der bewussten Realisation gezeigt hat. Oder den eigenen Zweifeln bewusst etwas entgegen zu setzen.

Klar, es gibt in dieser Gesellschaft viel zu viele Stereotype. Aber ich (androgyne cis Frau) kann dir versichern: Vor dem Spiegel stehen und denken “Das bin nicht ich, denn ich bin ja keine Frau” ist nichts, was “jede*r in der Pubertät so fühlt”. Im Gegenteil, “ich dachte, das geht vielleicht einfach jeder*m mal so” ist eher was, was geoutete trans Menschen rückblickend erzählen.

Alles Gute
Vanessa

Das könnte dich auch interessieren …