Kummerkastenantwort 1.981: Ich bin keine “richtige” Frau
Hi,
erstmal: Danke für das, was ihr hier leistet! Ich finde es großartig, was ihr hier macht und dass ihr euch die Zeit nehmt, all die Fragen zu beantworten. Ihr seid toll!
Zu meiner Frage:
Ich hielt mich bislang immer für eine cis Frau, bin aber mittlerweile nicht mehr so sicher, ob ich so cis bin wie ich dachte. Ich bin eine Frau, aber es fühlt sich an wie … “Frau, aber nicht ganz”, “Frau light” oder “Frau und neutraler Blob”, weil ich keine Ahnung habe, wie sich Frausein überhaupt anfühlen soll. Mit Frausein identifiziere ich mich vielleicht vor allem, weil ich definitiv kein Mann bin und bis vor relativ Kurzem nicht wusste, dass es überhaupt weitere Optionen gibt.
Aber Frau an sich passt schon. Ich will eher rausfinden, was dieses “aber nicht ganz” ist und mich besser verstehen.
Wenn ich lese, was nicht-binäre Leute so schreiben, finde ich mich darin nicht wieder (weil: kein Leidensdruck, eigentlich alles okay so), aber wenn cis Frauen ihr Frausein beschreiben (inkl. einem sehr klarem Gefühl für ihr Frausein und Dysphorie, wenn sie misgendert werden) ist das für mich ebenfalls sehr weit weg von mir selbst.
An sich versuche ich, das Ganze nicht zu zerdenken – i.d.R sage ich, “ich bin eine queere Frau”, und das stimmt wegen meiner Sexualität (demisexuell, bislang immer in gleichgeschlechtlichen Beziehungen), und evtl. eben auch wegen meines Geschlechts … aber es bleibt immer dieser Wunsch, mich besser verstehen zu wollen.
Ich habe schon mit Labels herumgespielt; am ehesten scheinen Parawoman oder Demiwoman zu passen, aber wohl fühle ich mich damit nicht. Vielleicht bin ich aber auch nur eine Cisse, die sich zu viele Gedanken macht??
Ihr merkt, ich bin verwirrt … habt ihr vielleicht eine Idee, was für ein Label noch passen könnte?
Danke euch!
Hi!
So wie du deine Erfahrung mit deinem Geschlecht beschreibts, war mein erster Gedanke auch bei Demiwoman, aber wenn du dich damit nicht wohl fühlst, dann ist das natürlich nicht richtig für dich. (Nur weil der Schuh passt, musst du ihn nicht tragen)
Du kannst dich natürlich auch einfach als nichtbinär bezeichnen. Du musst dafür keinen Leidensdruck empfinden, es reicht auch, wenn es sich einfach richtiger und besser für dich anfühlt. Beziehungsweise kannst du innerhalb dieses Labels dein Geschlecht auch ganz individuell beschrieben.
Ich habe aber zB auch schon von Menschen gelesen, die das Label Genderqueer verwenden, und das so definieren, dass ihre Geschlechtsidentität von ihrer Queerness beeinflusst wird (ohne das weiter als cis, trans oder nichtbinär zu definieren), was sehr ähnlich klingt wie deine Beschreibung, dass du dich oft als queere Frau bezeichnest.
Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiter helfen ^-^
LG Lily