Kummerkastenantwort 2.073: Wie kann ich einer Klassenkameradin beistehen, deren Eltern homofeindlich sind?

Hallo,
ich bin vorhin mit einer Klassenkameradin einem anderen Bekannten (die beiden sind gut befreundet) Bus gefahren (wir haben teilweise den gleichen Schulweg). Wir haben uns so über dies und das unterhalten und dann meinte der Junge zu meiner Klassenkameradin: “Wissen deine Eltern inzwischen eigentlich, dass du bi bist?” Und sie hat dann in etwa gesagt: “Ja, ich habe es meinem Vater halt gesagt, aber er akzeptiert mich nicht wirklich, wie erwartet. Ich hab es ihm halt erzählt und dazu gesagt, dass es schön wäre, wenn er mich akzeptieren würde. Er hat dann einfach ‘nein’ gesagt, weil er unbedingt Enkelkinder möchte. Ich habe ihm dann geantwortet, dass er ja noch meinen Bruder hat und damit war das Gespräch beendet.”
Ich bin selber auch nicht hetero, aber meine Eltern akzeptieren mich total. Ich war irgendwie geschockt, als ich das gehört habe, aber hatte keine Ahnung, was ich machen soll. Ich weiß es auch jetzt nicht – es einfach nur wieder ansprechen? Oder eben doch?
Wir sind nicht wirklich super Freunde, aber eigentlich schon mehr als nur Bekannte… fast Freunde. Wir haben aber halt nicht viel Kontakt, nur auf der Busfahrt. Und es wäre irgendwie komisch, jetzt einfach so auf sie zuzugehen.
Sie hat es total gelassen erzählt, als wäre es kein Ding, aber ich glaube das war vielleicht nur gespielt…
Es wäre natürlich gut, ihr beizustehen, aber mal abgesehen von dem schon Genannten fällt es mir erstens schwer, aktiv jemanden anzusprechen um zu helfen und ich weiß dann auch nie wie und zweitens hat sie ja noch den Freund, mit dem sie viel mehr Kontakt hat.
Aber ich will auch nicht einfach nichts tun. Ich weiß nur nicht was sonst.
Was soll ich jetzt tun?

Hey,

toll, dass du deine Mitschülerin unterstützen möchtest! Ich denke, es ist auch grundsätzlich nicht verkehrt, da mal nachzufragen – vielleicht tut es ihr ja gut, wenn ihr euch austauschen könnt oder sie bei dir und deinen Eltern mal zu Besuch sein kann usw. Solange du akzeptierst, wenn sie deine Hilfe nicht möchte, was hoffentlich selbstverständlich ist. Gerade in schwierigen Situationen ist es aber oft hilfreich, mehr als eine Person auf seiner Seite zu haben – ich denke also nicht, dass du dir um “sie hat ja schon einen Freund zum Reden” Gedanken machen musst.

Zum Vorgehen: Wenn Ansprechen nicht klappt, könntest du ihr vielleicht schreiben? Entweder einen Brief, den du ihr gibst/auf ihren Ranzen legst, oder auf einem Sozialen Netzwerk? Vielleicht kann auch euer gemeinsamer Bekannter aushelfen und etwas ausrichten oder dir Tipps geben?

Ich persönlich würde vermutlich dazuschreiben, dass ich selbst auch queer bin, damit sie gleich weiß, dass sie es mit einer Person aus der Community zu tun hat und keinem*r “Schaulustigen”. Aber ob du dich damit wohl und sicher fühlst, ist natürlich deine Entscheidung.


Liebe Grüße
Vanessa

Das könnte dich auch interessieren …