Kummerkastenantwort 2.103: Ich glaube, ich bin trans und meine Eltern unterstützen mich nicht.

Hey, erst einmal vielen Dank, dass es euch und diese Möglichkeit anonym Fragen zu stellen und eine ehrliche Antwort darauf zu bekommen gibt. Ich bin mir sicher ihr habt viel zu tun und es ist nicht immer einfach deshalb DANKE!

Ich habe eine Frage zum Thema Transgender. Seit ich das erste Mal davon gehört habe, dass es Menschen gibt die im falschen Körper geboren werden, lässt mich das Thema nicht mehr los. Ich habe mich noch nie wohl mit mir selbst oder auch nur einem Teil von mir wohl gefühlt. Irgendwie hatte ich immer das Bedürfnis es allen in meinem Umfeld recht zu machen und mich so gut es geht anzupassen. Doch egal was ich tat dieses Gefühl etwas wäre falsch mit mir wurde nicht besser. Erst als ich mich genauer mit dem Thema Transgender auseinandergesetzt habe und mich äußerlich so gestaltet habe wie ich mich selbst gern sehe wurde es etwas besser. Doch mit jeder Veränderung die ich an mir gut finde (männlicher Haarschnitt, Kleidung aus der Jungsabteilung…) werden meine Eltern herablassender und kritischer. Allgemein ist meine Familie nicht besonders offen und ich habe Angst davor mich zu outen vor allem, weil ich mich nicht verunsichern lassen will… Doch was kann ich tun damit ich nicht jeden Tag das Gefühl habe in einer fremden Haut gefangen zu sein? Ich weiß nicht wie viele dieser spitzen Kommentare/teils ernste Beleidigungen ich noch aushalte. Und ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll…


Tut mir leid falls das ein wenig lang geworden ist, ich möchte niemandem Umstände bereiten.

Ich danke für alle Fälle schon mal im Voraus
~J

Hallo J,

zunächst eine Kleinigkeit vorab. Nicht gegen dich, ich weiß, wie einfach und wie oft, diese Formulierung einem begegnet, die aber an sich oft ziemlich unsinnig ist. Unsere Körper sind vielleicht nicht so, wie wir sie gerne hätten, aber das macht sie nicht falsch. Das Konzept, dass Trans-sein mit einem falschen Körper einhergeht, ist so bisschen schwierig. Einerseits, weil das hieße, dass es irgendwo einen richtigen Körper gibt, der dann gemopst werden müsste. Andererseits, weil die Formulierung macht, dass Dysphorie notwendige Erfahrung fürs Trans-sein ist. Wie gesagt, kein Vorwurf, nur ein Gedanke für die Zukunft.

Wenn du dich mit Dingen wohler fühlst, darfst du die tun. Also gegeben, dass sie sonst niemand gefährden. Dein Haarschnitt oder deine Klamotten gefährden deine Eltern schon mal nicht. Wenn deine Eltern tatsächlich nicht gewollt sind, dir die dir zustehende Nähe und Unterstützung zu geben, hast du Möglichkeiten, das zu eskalieren. Im Zweifel schnappst du dir mal ein*e Vertrauenslehrer*in oder eine Sozialarbeiter*in irgendwie aus Jugendgruppen und sprichst sie drauf an und machst dabei deutlich, dass du dir nicht so richtig vorstellen kannst, in dieser Familienkonstellation glücklich zu werden. Rechtlich gibt es Möglichkeiten, dass du dauerhaft oder so lange du das brauchst und möchtest, übers Jugendamt untergebracht werden kannst. Mit oder ohne Kontakt zu deinen Eltern. Auch du hast ein Recht auf eine freie Entfaltung deiner Persönlichkeit und wenn das zuhause nichts wird, darfst du das eskalieren.

Liebe Grüße
Xenia

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