Kummerkastenantwort 2.308: Ich bin mir unsicher über meine Therapeutin

Hey,
ich bin trans* und hatte heute mein Erstgespräch bei einer Therapeutin, die mir von meinem Umfeld (anderen trans* Personen) sehr empfohlen wurde. Eigentlich lief es ganz gut, denke ich, sie hat sehr stimmige Dinge gesagt, ich habe auch viel über meine Vergangenheit und andere Dinge in meinem Leben geredet. Aber es gab auch ein paar Sachen, die mich gestört haben, z.B., dass sie meinte, dass man von Eltern nicht erwarten kann, dass sie den neuen Namen verwenden (klar, nicht sofort, aber schon, dass sie es wenigstens versuchen) und dass sie mir Komplimente zu meinem Geburtsnamen gegeben hat, den ich zwar noch verwende, aber nur in Umgebungen, in denen ich ungeoutet bin. Eigentlich müsste sie wissen, dass der Geburtsname etwas ist, worüber die meisten trans* Personen nicht gerne reden.
Ich denke nicht, dass sie eine schlechte trans* Therapeutin ist, vor allem, weil ich von allen Seiten so viel Gutes höre und ich denke auch, dass ich einfach mit ihr darüber reden kann, dass mich sowas unwohl fühlen lässt. Außerdem war es erst ein Gespräch und ich habe nächste Woche das nächste, wo ich mir weiter ein Bild von ihr machen kann.

Ich glaube, ich mache mir zu viel Sorgen, weil ich Angst habe, dass ich mir eine andere Person suchen muss, wenn ich mit ihr nicht klarkomme. Je länger das Gespräch her ist, desto mehr überdenke ich jede ihrer Aktionen, wie gerechtfertigt das war und ob ich anders hätte reagieren sollen. Ich hatte auch schon einmal eine schlechte Erfahrung mit Therapie, weswegen ich da Probleme habe, mich auf den ersten Eindruck zu verlassen.
KA, ich werde eh bei ihr bleiben und gucken, wie es läuft. Wahrscheinlich bin ich gerade einfach in dieser Gedankenspirale gefangen und ich denke, dass sich das noch auflöst (vor allem, falls ich mich traue, etwas dazu zu sagen)

LG

Hallo,

Vielen Dank für deine Nachricht!

Es ist nachvollziehbar, dass du dir Gedanken machst, ob deine Therapeutin die richtige für dich ist, insbesondere da du schlechte Erfahrungen erwähnt hast.

Ich lese raus, dass manches Verhalten deiner aktuellen Therapeutin Unbehagen bei dir auslöst.

Vielleicht könntest du versuchen, das auch so zu kommunizieren. Es ist okay nachzufragen oder fragen, wie etwas gemeint war. Es ist auch okay Grenzen zu setzen und zu sagen: “Ich fühle mich unwohl bei meinem Geburtsnamen genannt zu werden, bitte nennen Sie mich xyz”.

Ich kann mir vorstellen, dass ein*e Therapeut*in bereit wäre Feedback zu bekommen oder sogar froh wäre, wenn das Gegenüber offen über eigene Bedürfnisse kommuniziert. Ich weiß nicht wie alt du bist und ob du womöglich damit Schwierigkeiten hast.

Vielleicht ist es auch so, dass du womöglich erst ein Vertrauen aufbauen möchtest, bevor du ihr deine Gedanken äußerst. Du kannst überlegen, inwieweit das stimmen könnte.

Um noch auf deine Eltern und den Namen zu sprechen zu kommen: du darfst es dir wünschen, anders genannt zu werden. Du darfst betonen, dass es dir wichtig ist, dass deine Eltern es zumindest versuchen. Fordern ist nicht immer notwendig oder nötig. Bedenke dabei, dass deine Eltern womöglich ein bisschen Zeit brauchen.

Schöne Grüße,

Elizy

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