Kummerkastenantwort 2.211: Bin ich vielleicht trans?
Hi
Ich bin 15 und seit einigen Monaten bin ich mir über meine Geschlechtsidentität unsicher. Bei der Geburt wurde mir das weibliche Geschlecht zugewiesen, doch mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich nicht doch transmaskulin bin. Ich fühle mich unwohl in meinem Körper, seit ich durch die Pubertät breitere Hüften bekommen habe und meine Brüste gewachsen sind. Bücher lese ich nur sehr ungern aus der Sicht weiblicher Personen und ich mag es nicht, wenn man mich gendert oder mich mit Wörtern wie Dame oder Mädchen anspricht und habe schon immer versucht, klischeehafte Jungssachen zu machen, ironischerweise, um anderen Klischees und Erwartungen zu entkommen.
Oft bin ich aber auch unsicher und habe Angst, mir alles nur einzureden oder mir ist es einfach egal. Mit jemanden zu reden, traue ich mich nicht. Ich habe zwar tolerante Eltern und Freunde, aber jedes Mal, wenn ich darüber reden will, bringe ich es nicht über mich oder denke, noch mehr darüber nachdenken zu müsse, um auch ganz sicher zu gehen.
Ich habe einfach keine Ahnung, was ich tun soll.
Danke schon mal im Voraus
Hallo,
ich habe eine etwas plumpe These zum Anfang: zu viel denken macht auch nur unglücklich.
Du bist weit gekommen. Du kannst benennen, was dir Dysphorie macht, du hast die These, dass du transmaskulin sein könntest. Das ist schon ne ganze Menge. Und während es sich für dich vielleicht sehr gewöhnlich anfühlt, den ganzen Tag dein Geschlecht zu hinterfragen, nun. Ich habe da mal mit Menschen drüber geredet und die meisten denken da nicht so viel drüber nach. Zumindest dann nicht, wenn sie cis sind. Was ich sagen will: Wenn du so viel drüber nachdenkst, ob du trans bist, unterstelle ich, dass Dinge einfacher sein könnten, wenn du anfängst den Gedanken einfach so stehen zu lassen. Falls du falsch liegst, wirst du das irgendwann merken und falls nicht hast du immerhin Zeit gewonnen, auch mal über andere Dinge nachzudenken.
Mit Menschen über das eigene Geschlecht reden ist wohl so gut wie immer sehr schwierig. Das ganze wird aber erst dann wirklich zum Problem, wenn du möchtest, dass diese Menschen was über dein Geschlecht erfahren. Sonst ist das auch wieder ein Fall von “mehr nachdenken gibt mehr unglücklich”. Und wenn du möchtest, dass sie das erfahren, und du merkst, dass du dich wirklich nicht überwinden kannst, kann es eine Möglichkeit sein, dich zu überlisten. Einen Zettel mit Notizen, für das Gespräch, dass du dich nicht traust, irgendwo liegen lassen. Deinen Eltern eine Postkarte schicken, das alles draufsteht.
Viel Erfolg damit
Xenia