Kummerkastenantwort 2.276: Ich habe Brust-Dysphorie
Hallo,
Mein Name ist Chris. Ich bin 19 Jahre alt und Nonbinary.. ich habe jetzt schon seit 3 Jahren eine sehr große Dysphorie gegenüber meiner Brust. Ich habe sämtliche Binder und Methoden probiert (Sport, Tape, Diät) aber nichts hilft. Ich wünsche mir schon sehr lange eine Brustabnahme, weiß aber nicht wohin ich mich da überhaupt wenden kann. Testosteron will ich nicht einnehmen, da ich mich dem Männlichem Geschlecht und den Folgen von Testo nicht wohl fühle. Könntet ihr mir da irgendwie helfen?
Hey Chris!
Bitte entschuldige, dass diese Antwort so lange gedauert hat.
Also erstmal, medizinisch spricht nichts dagegen, dass eine Mastektomie (also eine Brustabnahme) ohne vorherige Einnahme von Testosteron durchgeführt wird. Unser Gesundheitssystem ist aber leider immer noch ziemlich trans- und vor allem sehr nichtbinär-feindlich und deswegen kann es passieren, dass dir einige Steine in den Weg gelegt werden, bevor zu deine Mastek bekommst. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist!
Du hast ein Recht auf anständige gesundheitliche Versorgung, und trans Gesundheitsversorgung gehört dazu!
Um das Projekt Mastektomie ins Rollen zu bringen, musst du erstmal zwei Dinge tun:
- Du suchst dir eine*n Operateur*in (oder mehrere) aus, die dir zusagt und mit deren Ergebnissen du zufrieden bist, und nimmst dazu Kontakt auf – meistens werden telefonische Anfragen schneller und direkter beantwortet, als Anfragen per E-Mail.
- Du nimmst Kontakt zu deiner Krankenkasse auf, sagst, dass du eine Mastektomie als geschlechtsangleichende Maßnahme möchtest, und fragst, welche Dokumente benötigt werden, damit sie die Kosten übernehmen.
Aktuell ist es so, dass die meisten Krankenkassen zwei Dinge fordern:
- Ein Schreiben einer dich behandelnden Therapieperson (Psychiater*in oder Psycholog*in), in dem drin steht, dass die Mastek für deine Gesundheit wichtig ist
- Dass diese behandelnde Person dich vorher 6 Monate lang therapeutisch begleitet hat
Das bedeutet, dass der dritte Schritt für dich sein wird, dass du dir eine*n Behandler*in suchst, am besten jemand, der*die schon häufiger trans Patient*innen betreut hat.
Leider sind auch von diesen Behandler*innen einige extrem transfeindlich. Ich würd dir deswegen zusätzlich noch empfehlen, direkt am Anfang zu fragen, wie lange es ca. dauern wird, bis dir das Schreiben ausgestellt wird.
Ich habe letzte Woche eine andere Frage zu dem Thema beantwortet, da findest du noch ein paar hilfreiche Infos speziell zum Thema Mastektomie bei nichtbinären Personen.
Ich hoffe, ich konnte dir erstmal eine kleine Starthilfe geben!
Liebe Grüße,
Elias