Kummerkastenantwort 2.255: Kann ich eine Mastek haben, wenn ich kein Testo nehme?
Hallo, ich wollte fragen, ob ich als transmaskuline Person eine Mastektomie haben kann während ich kein Testosteron nehme. Es gibt bei mir keine medizinischen Gründe dafür, ich möchte nur seit Jahren schon eine Mastektomie und brauche nicht unbedingt Testosteron. Würde die Krankenkasse meine Mastektomie dennoch übernehmen? Liebe Grüße, Milan
Hey Milan,
Medizinisch spricht erstmal nichts dagegen, eine Mastek zu haben, ohne vorher Testosteron einzunehmen.
Praktisch ist unser Gesundheitssystem leider immer noch sehr transfeindlich, und deswegen kann es unter Umständen etwas schwerer werden, Chirug*innen zu finden, die die Mastek auch ohne vorherhige Hormontersatztherapie durchführt. Auch der Umgang mit der Krankenkasse ist dann nochmal etwas schwieriger und abhängig davon, welche Person deine Anträge in die Finger bekommt. Ich versuche mal, die Abläufe grob zu umreißen:
Für die Kostenübernahme will die Krankenkasse ein Schreiben von einer therapierenden Person, das dir bescheinigt, dass die Mastek notwendig ist, und eine gewisse Anzahl von Therapiestunden (meist ca. 6 Monate). An einen Therapieplatz zu kommen, kann sehr schwierig sein, gerade durch Corona ist die Situation da nicht leichter geworden. Was genau die Krankenkasse für Schreiben etc. haben will, kannst du am besten per Mail bei deiner Krankenkasse direkt nachfragen.
Es kann sein, dass dir dann geantwortet wird, dass auch eine Hormonersatztherapie mit Testosteron notwendig ist.
Das ist aber falsch! Deine Krankenkasse ist, wenn sie das sagt, rechtlich im Unrecht (Begutachtungsanleitung 2020). Wenn Testosteron für deinen Transitionsprozess nicht notwendig ist (und das ist Testo nicht, wenn du es nicht willst), dann gilt die Hormonersatztherapie für dich als “medizinisch nicht notwendig”. Und dass du ein medizinisch nicht notwendiges Prozedere ablehnst, darf für dich nicht zu einem Nachteil führen.
Leider herrscht bei den Krankenkassen zusätzlich zur allgemeinen Transfeindlichkeit auch noch einmal eine besonders ausgeprägte Nichtbinär-Feindlichkeit vor. Das bedeutet, falls du nicht-binär bist, kann es für dich hilfreich sein, das der Krankenkasse gegenüber nicht zu erwähnen.
Da die Wartezeiten auch bei den Chirug*innen zum Teil sehr lang sind, kann es sich für dich außerdem lohnen, schon einmal Beratungstermine und evtl. OP-Termine bei den Chirug*innen deiner Wahl auszumachen. Das geht oft auch schon ohne den Wisch für die Kostenübernahme und dann stehst du, wenn du den Zettel hast, schon länger auf der Warteliste.
Ich habe gehört, dass bei rechtlichen Problemen mit der Krankenkasse auch Trans Recht e.V. hilft, hatte aber persönlich noch nie mit ihnen Kontakt. Evtl. kann man dir da weiterhelfen, sollte es hart auf hart kommen!
Ich wünsche dir viel Glück und einen langen Atem!
Elias
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