Interview mit Annika – Vorstellung neue Geschäftsführung
Annika hat vor 10 Jahren das Queer Lexikon mitgegründet und sich seither immer ehrenamtlich in den Kummerkasten, die Webseite und viele andere Bereiche unseres Vereins eingebracht. Seit diesem Januar übernimmt sie auch noch eine weitere Position im Team. Dazu hat Balthi sie im Interview befragt.
Balthi: Hallo liebe Annika!
Annika: Hallo!
Balthi: Du bist ja jetzt seit Januar 2022 unsere Geschäftsführung. Was heißt das denn genau?
Annika: Das ist quasi ein fancy Titel dafür, dass ich ganz viel verschiedenes Verwaltungs- und Organisationszeug mache.
Balthi: Was gehört denn da zum Beispiel dazu?
Annika: Ich beantworte E-Mails, verschicke Broschüren, kümmere mich um unsere Post und verwalte unseren Verein und unsere Mitglieder. Außerdem bin ich zuständig für die Finanzen. Das heißt, ich mache unsere Buchhaltung und behalte unser Konto im Blick. Wenn wir mit Behörden reden müssen, z.B. dem Finanzamt und dem Amtsgericht, dann übernehme ich das auch.
Und ganz wichtig: Ich kümmere mich um unser Team, bereite also zum Beispiel die Treffen vor und nach. Wenn ich dann noch Zeit habe, übernehme ich alle möglichen anderen Aufgaben, die noch liegengeblieben sind.
Balthi: Im Prinzip hast du als Vereinsvorstand viele dieser Aufgaben auch schon vorher übernommen – was ist jetzt der Unterschied?
Annika: Also der größte Unterschied ist: Jetzt werde ich dafür bezahlt. Deshalb konnte ich einen anderen Job kündigen und habe jetzt mehr Zeit, um mich schneller und konzentrierter um Queer Lexikon-Aufgaben zu kümmern. Früher hat es z.B. auch mal mehrere Monate gedauert, bis ich dazu gekommen bin, Broschüren-Bestellungen zu verschicken; jetzt dauert es maximal zwei Wochen.
Außerdem kann ich die ehrenamtlichen Menschen im Team jetzt besser unterstützen, wenn denen mal die Zeit oder die Energie fehlt. Da übernehme ich dann schon mal für ein paar Wochen den Instagram-Account, update Sachen auf der Webseite oder übernehme den Kontakt mit Kooperationspartner*innen.
Balthi: Und was bedeutet das für die Arbeit im Team?
Annika: Ich bin jetzt sowas wie ein Sicherheitsnetz für das Team, das ihm den Rücken freihält. Ich bin also nicht die Chefin von allen, sondern koordiniere nur und versuche, den Überblick zu behalten!
Balthi: Wie ist das denn zustande gekommen mit der bezahlten Stelle?
Annika: Wir haben im Dezember eine Spenden-Kampagne gestartet, um diese Stelle für ein Jahr zu finanzieren. Da hat es uns total positiv überrascht, dass wir innerhalb von wenigen Wochen das Geld zusammen hatten. Wir haben da wirklich eine aktive und sehr unterstützende Community, für die wir sehr dankbar sind!
Auf lange Sicht streben wir allerdings eine staatliche Finanzierung an und werden daran in der kommenden Zeit auch arbeiten. Mit allem, was bei uns inzwischen an Arbeit anfällt, ist es jetzt notwendig geworden, dass wir die Leute im Team dafür auch bezahlen. Das ist für uns ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung des Queer Lexikons.
Balthi: Was bedeutet denn „Professionalisierung“ für das Queer Lexikon-Team?
Annika: Da stecken zwei Sachen drin. Zum einen bilden wir das Team immer weiter fort und holen Expert*innen von außen dazu, die uns unterstützen und uns darin schulen, unsere Arbeit besser zu machen.
Und zweitens bedeutet das, dass wir Menschen für ihre anstrengende und zeitaufwändige Arbeit angemessen bezahlen wollen. Bis auf mich als Geschäftsführung arbeiten alle hier ehrenamtlich und unbezahlt – meist neben einem Job, einem Studium oder einer Ausbildung.
Balthi: Wenn das Queer Lexikon ein Ponyhof – oder eine Einhornfarm – wäre, was würdest du dir dann für unsere Zukunft wünschen?
Annika: In einer idealen Welt hätten wir ein bezahltes Team, ein gemütliches Büro und damit ganz viel Zeit und Energie, um uns um queere Jugendliche im gesamten deutschsprachigen Raum zu kümmern. Dann könnten wir alle Arbeit, die wir jetzt schon machen, weiter ausbauen, z.B. mehr Broschüren und Infomaterialien zur Verfügung stellen und den Regenbogenchat und den Kummerkasten erweitern.
Außerdem haben wir viele tolle Ideen, die wir bisher noch nicht umsetzen können. Wir wollen einfach noch mehr Räume für queere Jugendliche – online und hoffentlich irgendwann auch offline – schaffen. Das fände ich sogar noch besser als einen Ponyhof!