Kummerkastenantwort 2.291: Meine Mutter versteht nicht, dass ich dey/dem Pronomen verwende
Hallo!
Ich hoffe es geht euch allen gut!
Ich wende euch mit einer Frage/einem Problem an euch:
Ich bin 14, biologisch weiblich, aber identifiziere mich als Genderfluid und will deshalb die Pronomen dey/dem verwenden.
Heute habe ich mein Zeugnis erhalten und dort wurde sie/ihr verwendet. Aus diesem Grund habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich gerne der Schule schreiben würde, sodass man über das Ändern meiner Pronomen reden könnte.
Sie hat jedoch sofort abweisend reagiert. Sie meinte, dass wenn das Thema (mein Non-binary sein) mir so ernst sei, müsse ich zu jemanden, der sich auf das Thema spezialisiert hat, aber sie würde nichts unternehmen, um meinen Pronomen zu ändern. Ich verstehe, dass es sinnvoll sein könnte mit jemanden zu reden, jedoch hat es mich verletzt, dass sie nichts Ändern will. Sie meinte, dass ich einfach biologisch ein Mädchen sei und einfach darüber stehen müsste. Und was würde den die Schule machen, wenn schon fünf aus meiner Klasse andere Pronomen verwenden würden?Als ich dann meinte, dass eine Freundin ja rein theoretisch in einem biologischen Jungenkörper steckt, meinte sie das es etwas ganz anderes sei, da diese Freundin ja sich ihren Körper ändert. (Ich hoffe, es war nicht blöd meine Freundin, da mit rein zubringen) Ich jedoch fühle mich meistens in meinem Körper wohl und auch wenn ich manchmal überlege etwas zu ändern, würde ich es vermutlich später meistens bereuen.
Ich bin aber der Meinung, dass jeder Mensch das Recht hat, dass man die Pronomen verwendet, mit denen sie sich wohlfühlen. Egal ob sie sich in ihrem Körper wohlfühlen oder ihn ändern möchten.
Und das ist schon das zweite oder dritte Mal, dass wir uns über das Thema gestritten habe und ich einfach losheulen musste, weil sie mich nicht versteht(oder verstehen will).
Ich hoffe ihr versteht mein Problem mit meiner Mutter.
Habt ihr irgendwelche Tipps, was ich tun könnte, um es ihr zu erklären? Oder reagiere ich einfach nur über?
Vielen Dank schon einmal im Voraus
Emma
Hallo Emma,
Bitte entschuldige die lange Wartezeit auf diese Antwort!
du kannst prinzipiell einfach selbst mal deine*n Klassenlehrer*in fragen, wie das mit deinen Pronomen im Zeugnis aussieht. Schulen sind häufig nicht so scharf drauf, andere Namen als im Ausweis auf Zeugnisse zu schreiben, weil es dazu keine gesetzlichen Hintergründe und bisher im wesentlichen auch keine Rechtssprechung gibt. Pronomen halte ich da für einfacher: Am Namen lässt sich ohnehin nicht ableiten, welches Pronomen nun richtig ist und der Name selbst verbleibt ja ohnehin im Zeugnis, so dass klar ist, zu wem das gehört. Also mein Ding hier wäre: Schule selbst fragen, schauen, was die Antwort ist, schauen, ob sich was machen lässt.
Und zu deiner Mutter, nun. Ob und inwiefern jemand medizinisch irgendwelche Transitionsmaßnahmen unternimmt, führt nicht dazu, dass erst dann Pronomen oder Namen ein Ding sind. Wenn du viel Geduld hast, kannst du rausfinden, was deine Mutter letztlich abhält: Unsicherheit, weil „dey/deren“ ihr nicht geläufig ist? Kein Bock drauf, dass ihre Kinder sich anders und mit eigener (Geschlechts)Identität entwickelt als gedacht? unmittelbare Queerfeindlichkeit? Und je nach dem, was halt genau Sache ist, kannst du auch abschätzen, wie viele Chancen du, hast, da irgendwas zu erreichen.
Ich wünsche dir viele!
Xenia