Kummerkastenantwort 2.346: Bin ich bisexuell, abrosexuell oder verwirrt und lesbisch?

Hallo!
Seit Monaten hinterfrage ich nun meine Sexualität und scheine einfach keine Antwort finden zu können. Ich bin bereits über ein Jahr als lesbisch geoutet (zumindest vor den wichtigsten Personen), doch nun finde ich auch einige Jungs attraktiv. Das merkwürdig dabei ist allerdings, dass ich Männer manchmal gar nicht anziehend finde und wenn, dann auch nur einen ganz bestimmten Typen. Bei Frauen ist das was anderes, groß, klein, dick oder dünn, ich hatte schon sehr verschiedene Crushes. Ich frage mich, ob ich nun bisexuell, abrosexuell oder nur eine verwirrte Lesbe bin.
Irgendwie fürchte ich mich, mich als nicht nur lesbisch zu outen, weil dann alle erwarten würden, dass ich irgendwie doch noch mit einem Jungen zusammen komme. (Irgendwie fürchte ich mich davor, da, wenn ich abro bin, ich vielleicht nach einem Monat heterosexueller Beziehung diese nicht mehr wollen würde.) Wie erklärt man, dass man sich im Label getäuscht hat? Und wie findet man raus, was man will?
Wie outet man sich allgemein vor bsw Großeltern?
Vielen Dank 🙂

Hallo!
Welches Label zu dir passt, kann ich dir leider nicht sagen, das liegt ganz bei dir.
Du kannst dich bisexuell nennen, auch wenn du eine klare Präferenz für Frauen hast. Genauso kannst du dich abrosexuell nennen, besonders, wenn du das Gefühl hast, dass die Veränderung deiner Anziehung ein entscheidender Faktor ist. Aber natürlich kannst du dich auch weiterhin lesbisch nennen, wenn du das möchtest. Bei einem Label geht es nicht darum jedes deiner Gefühle zu definieren und in einem Wort kondensiert zu benennen. Es geht darum, dich selbst so zu beschreiben, dass du dich wohlfühlst. Daher gilt natürlich auch: du kannst alle 3 Label verwenden, wenn du möchtest.

Es ist auch ganz normal, das Label öfter zu ändern. Oft findet eins ein Wort das besser passt, oder auch das eigene Gefühl von Anziehung (oder Geschlecht) kann sich ändern. Das muss auch nicht heißen, dass du ein “falsches” Label hattest. Du machst das Coming Out einfach nochmal, du hast das ja schonmal gemacht 🙂
Das Coming Out vor den Großeltern kann sich oft beängstigend anfühlen. Eins gaubt oft, dass ältere Menschen automatisch konservativ und verständnislos sein werden. Aber das stimmt oft gar nicht. Du solltest dich natürlich nur vor Menschen outen, bei denen du ein gutes Gefühl dabei hast. Aber oft tun wir unseren älteren Verwandten unrecht. Überleg dir am besten vorher, wie du moderne Begriffe möglichst leicht verständlich erklären kannst. Deine Großeltern können sich vielleicht nicht vorstellen, was “abrosexuell” heißt, aber wenn du beschreibst, wie du dich fühlst, ist es leichter zu verstehen.
Dabei herauszufinden, was du willst, gilt einfach: Probieren geht über studieren! Begib dich in neue Situationen, und sieh, ob du dich dabei wohlfühlst! (Und auch, wenn du eine Beziehung nach einem Monat nicht mehr willst, muss das nichts schlechtes sein. Nicht jede Beziehung muss eine Lebenspartnerschaft als Ziel haben. Eine gute Zeit gemeinsam zu verbringen, und vielleicht auch etwas über sich selbst zu lernen, ist okay!)

Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiter helfen! Du findest weitere Infos zu Labeln in unserer Broschüre.
LG Lily ^-^

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