Kummerkastenantwort 3.265: Ich habe Angst, mich als nonbinär/transmaskulin zu outen

Hallo! Ich identifiziere mich nun schon seit etwa zwei Jahren als nonbinär/transmaskulin, aber ich habe mich noch niemandem gegenüber über vage Andeutungen hinaus geoutet. Im Laufe vor allem der letzten Monate ist das eine immer größer werdende Belastung für mich geworden.
Nun bin ich 18 geworden und spiele gedanklich mit einem Transitionsprozess (anderer (traditionell männlicher) Name, andere Pronomen, eventuell später auch Hormone/OP?), aber ich habe unglaubliche Angst und eine regelrechte Hemmung davor, mich irgendjemandem gegenüber zu outen, da ich das so lange geheimgehalten habe und mich alle als Mädchen sehen.
Gleichzeitig möchte ich nächstes Jahr anfangen, zu studieren, und bin mir 100% sicher, dass ich mich dort nicht mehr verstellen und mit meinem Deadname angesprochen werden will, weil es langsam unerträglich wird.
Wenn jemand sie/ihr benutzt oder mich als Mädchen/Frau/Tochter etc. bezeichnet, dreht es mir den Magen um und ich will weinen und schreien und es richtigstellen, aber ich KANN einfach nicht und es bringt mich tagtäglich um den Verstand. Ich habe leider auch keine Freunde, die trans oder ähnliches sind und denen ich mich vielleicht als erstes anvertrauen würde.
Wie schaffe ich es, so einen radikalen Schritt zu machen, ohne dabei an meinen eigenen Gefühlen zu zweifeln oder einzuknicken, weil es nach jahrelangem Vertuschen so ungewohnt ist? Ich habe Angst vor dem, was nach einem Outing passieren würde, Scham vor der eigenen Identität, Verunsicherung, das Gefühl, von anderen “zu viel” abzuverlangen.
Falls ihr Ideen fürs weitere Vorgehen oder einfach nur ermutigende Worte habt, wäre ich von Herzen dankbar! 🙂

(P.S.: Falls ich meinen Namen eines Tages “offiziell” ändern wollen würde: Wäre es möglich, trotz nonbinärer Identität seinen weiblichen in einen männlichen Namen umzuändern? Geht das über das TSG? Was für Voraussetzungen bräuchte man dafür?)

Hallo,

Bitte entschuldige, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest.

Also grundsätzlich ist es auch möglich, dass du dich erstmal nur in der Uni outest (vorausgesetzt, Uni- und Herkunftsort sind nicht der gleiche), und danach erst in deiner Familie, bei deinen Freunden etc, dass du zumindest diesen Einstieg nicht nochmal mit deinem Deadname absolvieren musst. Fürs outing haben wir eine Broschüre, die findest du hier.

Und: du verlangst dadurch, dass du dich outest, nicht zu viel von Anderen. Du solltest frei von Angst so leben können, wie du es möchtest, und offen darüber reden dürfen, wer du bist. Vielleicht hilft es dir, dich mit anderen Jugendlichen in unserem regenbogenchat auszutauschen? Dort gibt es andere, die dir sicher Mut machen könnten!

Und: als nichtbinäre Person durchs TSG zu gehen, ist derzeit leider sehr schwierig, hat aber (in manchen Fällen) funktioniert. Diese Dinge sind allerdings ohnehin momentan komplett im Umbruch, weil ja (hoffentlich) irgendwann in diesem Jahr das neue Selbstbestimmungsgesetz das TSG ablösen soll. Insofern lohnt es sich für dich vermutlich jetzt grade nicht, das durch zu exerzieren.

Liebe Grüße,

Elias

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