Kummerkastenantwort 3.397: Wie privilegiert bin ich?
Ich hinterfrage zur Zeit wieder meine Privilegien, als queere und schwerbehinderte Person. Und komme zu keinem Ergebnis.
Ich bin genderfluid, Asexuel, panromantisch, polyamorös, demiromantisch und grayromantisch.
Ich habe Autismus, ADS, Kognitive teilleistungsstörungen, Zwangsgedanken und Depressionen.
Wie privilegiert bin ich?
Ps. Bezüglich queernes, Behinderung und Privilegien.
Ich kann mich erinnern, das ich und meine Geschwister früher häufig schuldscheine statt Taschengeld bekommen haben und sich unsere Eltern häufig Geld leihen mussten
Hallo,
Ich verstehe das Bedürfnis darin, sich selbst einschätzen zu können, auch, um sich selbst mit seinem Umfeld vergleichen zu können, und eigene Handlungen (oder Nicht-Handlungen) zu kontextualisieren.
Aber:Wir können dir aber nicht sagen, wie privilegiert du bist, und ich halte die Frage auch nur sehr begrenzt überhaupt für beantwortbar – oder für sinnvoll, sich zu stellen. Privileg funktioniert nicht nur auf einer Ebene, und Privileg hat nie einen absoluten Wert. Es funktioniert also z.B. nicht so, dass jede*r in Deutschland geborene Mensch mit einem Wert von… sagen wir mal, als Beispiel, 10 geboren wird, und dann für jeden sozioökonomischen und persönlichen Lebensumstand einen Bonus oder Malus auf diesen Grundwert erhält.
Privileg ist, ganz im Gegenteil, immer vom Kontext abhängig, und jede*r Mensch kann gleichzeitig privilegiert und marginalisiert sein. Ein Beispiel wäre zum Beispiel eine behinderte Person mit einem männlich konnotierten, traditionell deutschen Namen. Diese Person hätte bei der Jobsuche dadurch einen Vorteil, als deutscher Mann wahrgenommen zu werden – ein Privileg – gleichzeitig aber auch durch die Behinderung einen Nachteil
Sinnvoller wäre es für dich vielleicht, dich zu Fragen, in welchen Lebenslagen du Nachteile durch deine Marginalisierungen hast, und wie du damit umgehen möchtest – und in welchen Lebenslagen du durch deine etwaigen Privilegien Vorteile hast, und wie du mit diesen umgehen möchtest.
Liebe Grüße,
Elias