Kummerkastenantwort 4.805: Ich hinterfrage mein Geschlecht

Hi,

ich weiß tatsächlich gar nicht wie man die Fragen hier genau strukturieren soll? Und wie lang die sein sollen aber naja ich gebe mein bestes. Erstmal ich bin afab 17 und hinterfrage seit 2021 jetzt mein Geschlecht und dadurch auch meine Sexualität.

Es hat irgendwie damit angefangen dass ich dachte ich wär Lesbisch, dann Bi, dan aroace und so weiter. In der Zeit hab ich nie daran gedacht mein Geschlecht zu hinterfragen, ich wusste dass es Trans Personen gibt aber dachte “ja so kann ich ja nicht sein”.

Das hat sich alles geändert als ich einmal nachdem ich einen Film geschaut habe mitten in der Nacht einfach richtig angefangen hab zu heulen. Und zwar weil ich einen der Charaktere so cool fand und nie sein könnte wie er. Mir ist dadurch immer mehr aufgefallen dass ich mich mit vielen männlichen Charakteren identifiziere, mit weiblichen kaum und das schon immer.

Es hat sich dann über weitere Anzeichen gezogen wie zum Beispiel, dass ich mir, obwohl ich nicht glaube dass man Geschlechterrollen erfüllen muss, gut vorstellen kann ein Vater zu sein aber nicht wirklich eine Mutter. Ich kann mir vorstellen in einer Beziehung als Mann mit anderen Männern zu sein, vielleicht sogar Frauen aber ich kann mir einfach nicht vorstellen als Frau eine Beziehung zu haben.

Ich habe viele “typisch männliche” hobbies und ziehe mich typisch männlich an und so weiter. Ich kann mir gut vorstellen als Mann zu leben und ich will es sogar, wenn ich mir mich selber in der Zukunft vorstelle seh ich gar nichts, nur die Angst dann noch eine Frau zu sein. Ich weiß nicht ob ich wirklich ein Trans mann bin aber ich habe Angst keiner zu sein und ich weiß nicht wie ich weiter machen soll weil ich zu viel Angst habe mich zu outen und dann am Ende doch unrecht zu haben. Ich habe Angst mit etwas einzubilden und es nur für Aufmerksamkeit zu denken

Aber vor allem hab ich Angst dass ich mir die letzten Jahre nur was eingebildet habe und ich als Frau weiterleben und so tun als wäre nie was gewesen muss

Guten Tag,

das klingt ziemlich verfahren auf mehreren Ebenen. Und ich glaube, um das irgendwie zu entwirren, kann es eine Idee sein, bewusst Dinge zu tun – statt Dinge zu denken. Fühlst du dich wohl in männlichen Klamotten (whatever that is)? Zieh sie an. Musst du dafür nicht-weiblich sein? Ne. Genau das gleiche mit Hobbys – mach, was dich erfüllt, woran du Spaß hast. Und auch für Beziehungen, schau, welche Konstellationen für dich funktionieren. und wenn dann hinten rum sowas rauskommt wie: Wegen allem, was ist, glaube ich, dass es für mich einfacher, ehrlicher und richtiger ist, die Welt zu navigieren, wenn ich dieses andere Geschlecht habe, dann kommt vielleicht der Moment für ein Coming Out und für ein wenig Sicherheit für die nähere Zukunft. Das ist jetzt kein leuchtender Leitstern der queeren Sicherheit, den du dir vielleicht erhoffst hast. Aber vielleicht schafft diese Antwort es ein Anstoß zu sein, der dir im hier und jetzt ein wenig Freiheit geben kann.

Liebe Grüße
Xenia

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