Kummerkastenantwort 5.318: Ich habe mich dagegen entschieden, mich als nicht-binär zu labeln

Hey zusammen… mein Problem ist etwas seltsam. Ich bin cis weiblich, auch wenn ich mich oft Non binär fühle, also irgendwie geschlechtslos. Ich mag es einen weiblichen Körper zu haben, aber nicht meinen. Ich hab mich allerdings dazu entschieden mich nicht Non binär zu labeln weil ich denke dass es gegenüber anderen sexuellen Orientierungen unfair sein könnte nichts über mein Geschlecht preiszugeben? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur dass 2 wichtige Ereignisse dazu geführt haben könnten, dass ich mich als Frau lange nicht wohl gefühlt habe. Meine Mutter die mich als Mädchen immer abgewertet und meinen Bruder aufgewertet, ich bin deswegen einmal von zuhause weglaufen als ich 8 Jahre alt war. Als mir klar wurde, dass ich mich eher zum weiblichen Geschlecht hingezogen fühle (ich hab mich Hals über Kopf verliebt, konnte das also nicht steuern) wollte ich unbedingt ein Junge sein, weil ich dachte dass man Frauen nur lieben kann wenn man ein Junge ist. Dann kam eine Zeit in der ich mich als Frau richtig wohl gefühlt habe und wurde von Männern auf schlimme Weise sexualisiert und belästigt als sie erfahren haben dass ich mich für Männer nicht interessiere. Gleichzeitig denke ich, dass ich Opfer einer Frau geworden bin die sich gezielt schöne Frauen aussucht. Das alles hat dazu geführt dass ich mich wie Gollum fühle und nicht mehr gut aussehen will weil ich keine Lust habe Opfer von Menschen zu werden, die andere Menschen nur als Spielzeug betrachten. Wie kann ich wieder mehr zu mir selbst stehen?



Mein anderes Anliegen ist, dass ich mich noch nie gelabelt habe, obwohl ich noch nie eine Beziehung zu einem Mann hatte und nie eine Beziehung zu einem Mann eingehen werde weil ich halt nur auf Frauen ausgerichtet bin. Mein queerer Freundeskreis und andere Menschen geben mir immer ein Zwangslabel oder behaupten ich würde nicht zur queeren Community stehen. Ich fühle mich nicht als Lesbe und ehrlich gesagt auch nicht als homosexuelle Frau. Habt ihr eine Lösung?



Danke fürs lesen

Hallo!

Erstmal: Es ist total okay, wenn du dich nicht labeln willst – sowohl in Bezug auf dein Geschlecht als auch in Bezug auf deine sexuelle Orientierung. Auch wenn es Label gäbe, die offensichtlich wären oder so. Und niemand hat das Recht, von dir zu verlangen, dich zu labeln oder dir ein Label aufzudrücken. Kein Label zu verwenden heißt auch nicht, dass du nicht zur community stehst oder so, das ist Quatsch. Ich verstehe deinen Grund, dich nicht als nicht-binär zu labeln allerdings nicht ganz und will dir mitgeben, dass du dich natürlich labeln darfst, egal, was das für andere Menschen und ihre Orientierungen heißt.

Deine Erfahrungen, die du schilderst, klingen belastend. Ich kann mir vorstellen, dass es vielleicht gut wäre, die mal im Rahmen einer Therapie aufzuarbeiten?

Ich hoffe, das hilft dir weiter.

Liebe Grüße,

Annika