Kummerkastenantwort 5.484: Wie soll ich mit queerfeindlichen Klassenkamerad*innen umgehen?
Wie soll ich mit „queerfeindlichen“ Klassenkamerad:innen umgehen?
Erstmal, ich bin 16, nichtbinär und in meiner Klasse theoretisch geoutet, habe aber manchmal das Gefühl, dass das manchmal vergessen wird.
Von meinen Klassenkamerad:innen werde ich manchmal misgendert, aber das ist eher aus versehen und nicht böse gemeint, trotzdem traue ich mich nicht, das zu korrigieren (eigentlich sind meine Pronomen dey/demm oder keine) …
Jetzt aber zum eigentlichen Problem: Vor ein paar Tagen sind wir irgendwie aufs Thema trans* sein gekommen und es ging um eine Freundin (ich nenne sie jetzt mal b) von einer aus meiner Klasse. B’s Elternteil war scheinbar erst trans männlich und dann nichtbinär, was für b schwierig war, weil das Elternteil auch nicht mehr „Mama“ genannt werden wollte.
Für mich ergibt die Bitte des Elternteils, nicht mehr so genannt werden zu wollen, total Sinn, aber meine Klassenkamerad:innen haben darüber gesprochen, dass sie sich das sehr schwierig vorstellen, wenn ein Elternteil trans* ist. Und sie haben dann das Elternteil auch die ganze Zeit als „Mutter“ von b misgendert und „sie“ gesagt und so.
Für mich war das voll schwierig und ich habe auch meine Meinung gesagt, aber da haben sie irgendwie nicht so drauf gehört.
Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst nichtbinär und trans bin, aber ich verstehe nicht, warum Menschen nicht einfach akzeptieren können, wenn andere bestimmte Pronomen oder Bezeichnungen ablegen möchten.
(Dazu muss man sagen, dass einige von diesen Menschen selbst queer sind (aber alle cis) und selbst trans Freund:innen haben, die sie akzeptieren.)
Ich verstehe irgendwie nicht, was für einen Unterschied es macht, ob jetzt das Kind, das Elternteil, eine befreundete Person, … trans* ist. Klar, man kannte die Person vielleicht vorher anders, aber sollten nicht die Gefühle der trans Person vorgehen? Oder ist das zu hart von mir gegenüber den Angehörigen?
Wie seht ihr das? Und wie könnte ich damit umgehen?
danke schon mal, Phoenix <3
Hi Phoenix,
Ich kann mir gut vorstellen, dass das für dich eine belastende Situation war und ist. Schließlich ist die Akzeptanz von cis Personen nicht besonders viel wert, wenn sie dann doch andere trans Personen misgendern.
Natürlich kann es für Menschen, mit denen man eine enge, vielleicht sogar eine familiäre Beziehung hat, eine Umgewöhnung sein, wenn sich eine Person als trans outet. Manche Personen machen auch eine Art Trauerphase durch und müssen sich erstmal von dem Gedanken verabschieden, dass jemand, der ihnen nahe steht, ein anderes Geschlecht hat als gedacht. Das ist auch valide. Trans Personen zu misgendern ist es aber natürlich nicht.
Ich finde deine Haltung da nicht zu hart oder so – du und alle anderen trans Menschen verdienen es, so angesprochen und bezeichnet zu werden, wie es sich richtig und gut anfühlt.
Kannt du vielleicht nochmal mit deinen Freund*innen darüber reden? Oder zumindest mit einzelnen davon? Gibt es vielleicht eine Lehrkraft, die da nochmal intervenieren kann?
Liebe Grüße & Alles Gute,
Annika