Kummerkasten FAQ & Grundsätze

Kummerkasten FAQ

Unseren Kummerkasten gibt es jetzt schon eine ganze Weile und wir kriegen hier immermal wieder ähnliche Fragen gestellt. Die Fragen, die wir am häufigsten bekommen (also die Frequently Asked Questions), haben wir hier für euch gesammelt.

Inhaltliche Fragen

Das können wir leider nicht. Du kennst dich am besten und deshalb kannst auch nur du entscheiden, welche Begriffe bzw. Labels am besten passen und welche du verwenden willst, um dich zu beschreiben. Aber wir können dir Labels vorschlagen, die vielleicht passen. Ob du die verwenden möchtest, bleibt dir überlassen.

Oft wollt ihr wissen, ob eine Person z.B. gleichzeitig pansexuell und demisexuell sein kann, oder gleichzeitig genderfluid und bigender, oder ähnliches.

Auch hier gilt: Wir können dir nicht sagen, welche Labels die richtigen für dich sind. Wenn dir aber beide (oder mehrere) Labels dabei helfen, dich zu beschreiben und du dich mit ihnen wohl fühlst, dann steht dem unserer Meinung nach nichts im Wege.

Wir haben eine ganze, ausführliche Broschüre zum Coming Out geschrieben, schau sie dir gerne an.

Das ist nicht unbedingt eine Frage, aber eine Formulierung, die oft so oder so ähnlich bei uns im Kummerkasten landet. Wir verstehen diese Sorgen sehr gut. Viele queere Menschen haben Angst, dass sie nicht queer genug sind, dass sie eigentlich gar nicht ‚dazugehören‘ oder dass sie ein Label benutzen, das eigentlich gar nicht für sie gedacht ist. Wir glauben, dass solche Ängste und Sorgen oft daher kommen, dass uns immer wieder eingeredet wird, dass „das alles nur eine Phase ist“ oder weil wir teilweise Ausgrenzungen in queeren Communities erleben. Das nennen wir auch Queeres Imposter-Syndrom. Auf jeden Fall sagen wir ganz eindeutig: Du bist gut, so wie du bist! Du bist nicht ‚zu wenig‘ irgendwas. Dein Label gehört dir und niemensch kann es dir wegnehmen.

Erstmal sind alle Fragen alles okay. Wir freuen uns in diesem Fall immer, wenn du am Anfang der Nachricht Bescheid gibst, dass du solche Themen ansprichst. Wir versuchen dann, so sensibel wie möglich damit umzugehen. Wir sind aber keine professionellen Psycholog*innen oder Sozialarbeiter*innen und sind deshalb auch nicht darin geschult, mit Krisen umzugehen. In dringenden Fällen schlagen wir deshalb immer vor, dich direkt an Beratungsstellen zu wenden, die auf diese Themen spezialisiert sind. Wir ersetzen auch keine Therapie oder therapeutische Behandlung, ebensowenig wie eine ärztliche Behandlung oder Beratung. Bei spezifischen medizinischen Fragen bist du bei einer medizinischen Fachperson am besten aufgehoben.

Hier findest du Hilfe für Suchtthemen:

Caritas (Online-Beratung, Selbsthilfe-Chat, Adressen für Beratungsstellen)
DRK (Telefon-Beratung und Adressen für Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen)

Hier sind zwei Anlaufstellen für Depressionen und Suizidalität:

Telefonseelsorge (Beratung per Telefon, Chat, oder in einer Beratungsstelle)
Nummer gegen Kummer (Online- oder Telefonberatung für Jugendliche)

Beim Thema sexualisierte Gewalt können dir diese Stellen weiterhelfen:

Save me online (Beratung für Jugendliche online oder telefonisch)
Antihelden* (Chat- und Mail-Beratung für Jungen und junge Männer)
Hilfetelefon: (Beratung für Frauen per Telefon, im Chat, oder per Mail, in 17 Sprachen, auch in einfacher Sprache oder Gebärdensprache)
Weißer Ring (Online- und Telefonberatung für Menschen, die (sexualisierte) Gewalt oder auch Cybermobbing oder häusliche Gewalt erlebt haben)

Spezifisch queere Beratungsangebote gibt es hier:

In&Out (Lambdas Chat- und Mail-Beratung für queere Jugendliche)
LesMigraS (Beratung per Telefon, Mail oder vor Ort für lesbische, bisexuelle und queere Frauen sowie für trans und inter Menschen, vor allem auch für Migrant*innen und Frauen of Color)
Maneo (Telefonberatung für schwule Männer, die Gewalt oder Diskrimierung erlebt haben)

Gerade, wenn deine Fragen dringend sind, empfehlen wir dir, dich lieber an diese Stellen zu wenden. Wir im Team müssen nämlich auch auf uns achten und beantworten solche Fragen nur dann, wenn wir uns emotional gerade in der Lage dazu sehen. Darum kann es sein, dass wir länger brauchen, um solche Fragen zu beantworten. In ganz seltenen Fällen beantworten wir solche Fragen auch nicht, wenn wir das Gefühl haben, dass wir nicht angemessen damit umgehen können. Unsere und eure Sicherheit geht in diesem Fall vor!

Selbstverständlich darfst du das! Vor allem wenn du dir unsicher bist oder wenn du zu einem bestimmten Thema noch genauere Fragen hast, dann darfst du uns jederzeit deine Frage oder Fragen schicken. Dafür sind wir da!

Fragen zur Anonymität und zum Datenschutz

Der Kummerkasten selbst ist anonym, solange du deinen Namen nicht zu deiner Frage dazu schreibst. (Du darfst selbstverständlich auch gern einen erfundenen Namen oder Spitznamen angeben, wenn du möchtest). Falls du aus Versehen persönliche Details in deiner Nachricht schreibst (z.B. deinen Wohnort, deinen Nachnamen etc.), löschen wir diese, bevor wir deine Frage veröffentlichen.

Da die Frage irgendwie durch das Internet zu uns kommen muss, kennt unser Server deine IP-Adresse und schreibt die in seine Log-Datei. Das bedeutet, unser Server hat zwar deine IP-Adresse gespeichert, aber wir bekommen keine Informationen von Providern, wem welche IP-Adresse zu diesem Zeitpunkt zugewiesen war. Wir wissen also nicht, wer hinter einer Frage steckt. Diese Daten werden allerdings erfasst, damit unser Hoster bei Angriffen auf seine Systeme besser nachvollziehen kann, wie diese Angriffe aufgebaut sind und wie sie abgewehrt werden können.

Das ist okay – schreib das gern einfach in deine Nachricht dazu. Dann lesen einfach nur wir deine Nachricht und behalten sie für uns. Wenn du eine Antwort brauchst, aber nicht möchtest, dass deine Frage veröffentlicht wird, kannst du auch einfach eine Mail an hallo@queer-lexikon.net schicken. Das ist dann nicht mehr ganz so anonym (weil wir dann ja deine Mailadresse haben), aber dafür privater.

Weitere Fragen

Wir sind Annika, Xenia, Elias, Aurora, Kim und Lily (mehr über uns gibt’s hier). Wir gehören alle zum Team vom Queer Lexikon. Niemand von uns hat eine professionelle Beratungs-Ausbildung – wir sind einfach nur ein paar junge queere Erwachsene, die gern andere junge queere Leute unterstützen möchten. Das nennt sich auch Peer-Beratung. Das heißt, wir sind keine Psycholog*innen oder Sozialarbeiter*innen, kennen uns aber mit euren Fragen und Themen aus, weil wir sie teilweise selbst schon erlebt haben und unsere persönlichen Erfahrungen teilen können.

Das kommt ganz drauf an. Weil wir fast alle ehrenamtlich fürs Queer Lexikon arbeiten, kann es manchmal etwas dauern. Aktuell brauchen wir bis zu zwei Monate, um Fragen zu beantworten. Wenn wir aber besonders viele Nachrichten kriegen oder besonders viel Anderes bei uns los ist, kann es auch mal länger dauern. In der Regel beantworten wir pro Tag fünf Fragen.

Das kann mehrere Gründe haben. Entweder wir haben noch keine Zeit dafür gefunden – dann warte noch ein bis zwei Wochen ab. Wenn du nach einem Monat immer noch keine Antwort bekommen hast, dann schreib uns auch gerne nochmal – es kann leider auch mal passieren, dass eine Frage untergeht.

Wir behalten uns aber auch vor, nicht alle Fragen zu beantworten, die wir bekommen. Wenn Fragen absichtlich und böswillig behindertenfeindlich, rassistisch, antisemitisch, trans-, homo- oder irgendwie anders queerfeindlich sind, dann ignorieren wir sie. Wenn wir denken, dass uns nur jemensch trollen will, dann auch. Wenn wir mit Fragen nicht umgehen können, weil sie für uns persönlich zu belastend sind, dann werden wir sie ebenfalls unbeantwortet lassen.

Weil wir diesen Kummerkasten ehrenamtlich in unserer Freizeit machen, nehmen wir uns die Freiheit zu entscheiden, dass wir auch mal etwas nicht beantworten.

Na klar, immer gerne! Du kannst uns einfach eine liebe Nachricht in den Kummerkasten schreiben, darüber freuen wir uns immer riesig! Es freut uns auch immer sehr zu hören, wenn ihr euch ein paar Wochen oder Monate nach einer Frage nochmal meldet, um zu erzählen, wie sich die Dinge bei euch entwickelt haben.
Der Kummerkasten ist für euch absolut kostenlos und für alle frei zugänglich. Wenn ihr aber unsere Arbeit toll findet und uns unterstützen möchtet, dann freuen wir uns immer über Spenden und Patreon-Supporter.

Die Kummerkasten Meta

Es werden immer wieder Fragen und Anregungen zu den Funktionen unseres Kummerkasten gestellt. Sie können öfter von den FAQ oben beantwortet werden. Hier findet ihr trotzdem nochmal eine Sammlung der zuletzt gestellten Funktions-Fragen.

Unsere Kummerkasten Grundsätze

Der Kummerkasten auf queer-lexikon.net bietet vor allem jungen queeren Menschen die Möglichkeit, vollkommen anonym Fragen zu stellen und Unsicherheiten zu äußern. Hier wollen wir die Grundsätze unserer Arbeit im Kummerkasten transparent darlegen.

Keine Verurteilungen

Häufig sind die Fragen sehr ausführlich gestellt und geben viel Einblick in die familiäre Situation und das private Umfeld der fragestellenden Personen. Manche Fragesteller*innen verwenden Worte und Formulierungen, die wir nicht verwenden würden, weil sie diskriminierend oder abwertend sind. Wir sind uns dessen bewusst, dass viele Fragestellende gerade erst anfangen, sich mit diesen Themen zu befassen und deshalb für die in queeren Communities bevorzugte Sprache noch nicht sensibilisiert sind. Zudem verwenden verschiedene Communities – abhängig von regionalen, sozialen oder persönlichen Präferenzen und Diskursen – verschiedene Begrifflichkeiten, die nicht immer mit unserer eigenen bevorzugten Sprache übereinstimmen. Daher weisen wir ggf. auf sensiblere Bezeichnungen hin oder sprechen den Wunsch aus, dass die Fragenstellenden sich weiter mit einem Thema befassen. Formulierungen, die aus unserer Sicht unpassend, verletztend oder diskriminierend sind, stellen wir behutsam richtig, ohne sie dabei den Fragenden vorzuwerfen.

Anonymität

Fragen im Kummerkasten bestehen technisch nur aus dem, was als Frage abgeschickt wird. Weitere Informationen wie Mailadresse, Name, Kontaktdaten etc. werden nicht abgefragt. Innerhalb des Kummerkastens ist beim Beantworten nur ersichtlich, zu welchem Zeitpunkt eine Frage einging und was darin stand. Die gestellten Fragen sind häufig sensibel und beinhalten auch private Details. Wir können diese aber nicht mit Personen oder persönlichen Daten verknüpfen, da uns diese nicht vorliegen. Wenn Fragen identifizierende Details wie Wohnorte, Schulen etc. enthalten, anonymisieren wir diese zum Schutz der fragestellenden Person.

Gate-Keeping

In der queeren Community wird häufig über Definitionen diskutiert, beispielsweise ob bestimmte Identitäten ‘wirklich’ queer sind oder was für Voraussetzungen es gibt, um sich z. B. als trans bezeichnen zu dürfen. Für die allermeisten Label lehnen wir Beschränkungen ab, die dazu führen, dass Menschen sie für sich nicht benutzen dürfen. Labels haben eine Bedeutung, sie fassen Identitäten zusammen und vereinfachen diese, um Sachverhalte schnell kommunizieren zu können. Dabei bestimmt nicht das Label, wer eine Person sein darf. Eine Lesbe ist zum Beispiel nicht weniger eine Lesbe, wenn sie mal eine Beziehung zu einer nicht-weiblichen Person hatte. Wir verstehen Labels also vor allem als deskriptiv und niemals als präskriptiv.

‘Für die allermeisten Labels’ heißt, dass es auch Ausnahmen gibt. Das bezieht sich auf Label, die zum Beispiel von Schwarzen Menschen genutzt werden wie same gender loving – dieses Label kann von weißen Personen nicht genutzt werden. Ähnliches gilt z.B. für Labels, die von indigenen Menschen genutzt werden.

Ehrenamt

Ein Team innerhalb des Queer Lexikon kümmert sich um die Beantwortung der Fragen. Dies geschieht neben anderen Aufgaben im Verein sowie neben Studium und Erwerbsarbeit. Dadurch dauert es häufig eine bis ein paar Wochen – je nach Menge der Anfragen auch deutlich länger – bis Fragen tatsächlich beantwortet werden. Alle beantwortenden Personen sind selbst queer und haben daher mit den Bereichen, die sich mit ihrer Identität überschneiden, persönliche Erfahrung. Einige von uns studieren und forschen auch in den Gender Studies. Diese Erfahrungen bringen wir mit ein. Wir sind aber weder in in medizinischer oder rechtlicher Beratung speziell geschult und wir ersetzen keine psychologische Beratung.