Kummerkastenantwort 619 – darf ich als nichtbinäre Person Frauenförderungsangebote wahrnehmen?

Liebes Queer-Lexikon Team,

ich bin eine afab nichbinäre Person und im IT Bereich tätig. Ich bin nicht out, weswegen die tatsächlich sehr vielen Gelegenheiten zur Förderung von Frauen in der IT oft an mich weitergeleitet werden. Diese Förderungen sind sehr attraktiv, und ich habe in der Vergangenheit auch schon davon profitiert, aber in letzter Zeit frage ich mich immer öfter, ob ich als nichtbinäre Person überhaupt ein Recht (eher im gewissenhaften Sinne, weniger auf legaler Ebene) auf Förderung mit Mitteln, die speziell für Frauen gedacht sind, habe.
Klar, ich bin afab, und werde als Frau wahrgenommen, und mir widerfahren dementsprechend genau die Diskriminierungen, wegen dener Frauen in der Branche gefördert werden. Und selbst, wenn ich mein Coming-Out hätte, befürchte ich, dass die allermeisten Menschen mich weiterhin als Frau wahrnehmen und behandeln würden (mal ganz abgesehen von eventueller Trans-/Queerphobie).
Trotzdem fühlt es sich falsch an, wenn ich mich für solche Förderungen bewerbe, als würde ich die Leute anlügen, oder mich selbst misgendern, oder denen, für die es eigentlich gedacht ist, nämlich Frauen, den Platz und die Mittel wegnehmen.
Mir einzureden, dass wir alle in einer patriarchalen kapitalistischen Gesellschaft leben, und als marginalisierte Leute jeden Möglichen Vorteil, den es gibt, ausnutzen sollten, fühlt sich wie eine Ausrede an.
Mach ich mir da zu viele Gedanken drüber, oder würdet ihr meine Befürchtungen bestätigen?

LG

Hallo,

würde mir die Welt dafür folgendermaßen zurechtargumentieren:

  • Es gibt Frauenförderungsangebote in der IT
  • Die gibt es, da die Branche von Männern dominiert wird
  • Die Angebote sind also dafür da, Menschen in der Branche, die keine Männer sind, zu fördern
  • Wenn ich kein Mann bin, kann ich diese Angebote also wahrnehmen.

Das ist zwar vermutlich nicht, was die Menschen, die explizit Frauenförderung anbieten, sich gedacht haben. Das liegt aber eher daran, dass nicht-binäre Personen nicht mitgedacht werden. Nicht daran, dass sie ausgeschlossen werden sollen. Mit Fortbildungen zu warten, könnte auch eher lange dauern. So viel Geduld hätte ich eher nicht. Von daher sehe ich jetzt nicht wirklich, wieso du da verzichten müsstest.

Liebe Grüße
Xenia

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