Kummerkastenantwort 887: Ich kann mit Jungs nichts anfangen.

Hallo.

Was stimmt mit mir nicht, bilde ich mir das bloß ein oder ist das echt? Alle meine Mitschüler um mich rum sind ständig in irgendeinen Typen verliebt, schwärmen für den und den… ich kann damit irgendwie nix anfangen. Mit Jungs fühlt sich das irgendwie falsch an, unpassend. Stattdessen fühle ich mich mit Mädels viel wohler. Und da ist auch dieses eine Mädchen, ich kriege sie nicht aus meinem Kopf, will ständig mit ihr was machen, will mit ihr zusammensein, will sie anfassen. Wie bekommen ich das wieder los, ich komme mir vor als hätte ich das falsche Geschlecht. Bin ich lesbisch, kann das wirklich sein, oder bin ich bi oder asexuell. Danke.

Hallo,

ob du bi oder a oder hetero bist, kann ich dir von hier aus nicht sagen. Wenn du nur dafür gekommen bist, ist das bisschen schade, aber ich kann dir gerne noch was anderes erzählen.

Deine Frage wirkt furchtbar gestresst. Ich möchte da mal ein entgegengesetztes Modell skizzieren: Deine Mitschüler*innen verschießen sich ständig in irgendwelche Typen. Du nicht. Da hast du schonmal Ruhe, falls irgendwer von denen so ein Konkurrenzding entwickelt, kommst du schonmal nicht in die Schusslinie sozusagen. Du kannst mit Jungs nichts anfangen? Schön. Gibt ja auch paar Menschen auf der Welt, die keine Jungs sind. Bleibt mehr Zeit für die.
Da ist ein Mädchen, dass du nicht aus dem Kopf bekommst. Schmetterlinge im Bauch genießen, hundert mal planen sie anzusprechen, nie ein Wort rausbekommen, Verliebtsein genießen so gut es geht. Ihr vielleicht sogar näher kommen. Klingt völlig entspannt.

Damit bin ich bei meinem Punkt: Das, was ich geschrieben habe, hat auf einer Sachebene einen sehr ähnlichen Inhalt wie das, was du schriebst. Auf einer Gefühlsebene dagegen einen sehr gegenteiligen. Wenn du rausfindest, wieso sich das für dich alles so stressig und falsch anfühlt, kommst du der ganzen Sache wahrscheinlich einen Schritt näher: ist es Unsicherheit darüber, was da wäre, wenn du rausfindest, dass du nicht hetero bist? Ist es sowas wie angst vorm Anderssein? Oder ist an der Sache mit dem falschen Geschlecht, die du schilderst, was dran und das alles fühlt sich nicht unpassend und stressig an, wegen dem, was du willst oder nicht willst – sondern weil du das alles versuchst zu tun, während du versuchst ein Geschlecht zu schauspielern, von dem zwar immer alle dachten, dass du ihm angehörst, das aber nicht deins ist?

Das sind große Fragen und es kostet sicher Zeit und Mut sich denen zu stellen. Die Idee ist, durchatmen, eins nach dem anderen angehen und dabei nicht stressen lassen. Das ist leicht gesagt, aber macht es einfacher, einen Fuß vor den anderen zu setzen und am Ende hoffentlich bei dir anzukommen.

Liebe Grüße
Xenia

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