Rückmeldung zu eurer Seite zu Bi+sexualität

Liebes Team,

vielen Dank über euren gut recherchierten Artikel zur Bi+sexualität. Da Robin (wie ich der Anmerkung entnommen habe) den Text baldigst überarbeiten möchte, wollte ich nur eine Sache anmerken. Da Gendern ja leider oft dafür kritisiert wird, dass es die schöne deutsche Sprache “verunstalte”, weil es unnötig sei, möchte ich ungern, dass dieses Argument weiter bekräftigt wird. Hier werden die Adjektive “vorherrschend” mit einem Asterisk markiert, was ich als Sprachwissenschaftler nicht ganz nachvollziehen kann, da das Etymon von “vorherrschend”, “herrlich” oder auch von “dämlich” keinen Bezug zu “Herr” oder “Dame” hat, sondern zum Mittelhochdeutschen “hehr”, was so viel wie “ehrwürdig” bedeutet.
Vgl. Art. „hehr“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, [abgerufen am 03.03.2021].

Vielleicht könntet ihr euch überlegen, ob das Gendern in diesem Wort wirklich sinnvoll ist.

Viele Grüße,
Marius

Hallo Marius,

wir überlegen uns das. Das Ding ist: einerseits hat Robin Gründe, Dinge so zu schreiben, wie Robin sie schreibt. Da reden wir in der Regel auch nicht rein. Andererseits ist Etymologie auch nur die halbe Wahrheit. Bekanntestes Beispiel ist “man”, das mit “Mann” erstmal nichts zu tun hat -in der Wortherkunft- aber in der Regel männlich verstanden wird. Sprache ist mehr als der Ursprung aller Worte, Sprache lebt und Sprache wird immer auch aufgrund gesellschaftlicher Vorstellungen (miss)verstanden und (umge)deutet.

Klar ergibt es vermutlich wenig Sinn und noch weniger Gewinn, jedes Einzelne auftauchen von Silben wie “er” oder “herr” kenntlich abzutrennen. Gerade aber, weil queere Theorie und queeres Erleben oft mindestens implizit Kritik an herrschenden Verhältnissen mitbringen, die von Männern ausgehen, erscheint es mir hier doch nicht fernliegend, das sprachlich sichtbar zu machen.

Liebe Grüße
Xenia