Kummerkastenantwort 1.261: Ich bin genderfluid oder trans weiblich?
Hallo. Ich hoffe, dass ich nicht zu viel schreibe und mn den Überblick behält.
Ich bin biologisch männlich und derzeit 14 Jahre alt und bevorzuge Mädchen. Ich bin sehr offen und behalte meine Geheimnisse nie allein für mich.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Genderfluid/Bigender oder Trans-Frau bin.
Ich nenne jetzt mal die Gründe, wieso ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich Genderfluid bin oder nicht.
– Ich passe mich den Menschen an
– Ich wechsle mein Geschlecht oft und das durch anderen Personen/Meinungen
Meine Freunde wissen davon schon.
In meinem Kopf ist das alles ziemlich verwirrend. Ich habe eine sehr lange Zeit darüber nachgedacht, ob ich das jemals jemandem erzählen will, oder nicht.
Im Internet wollte ich so behandelt werden, wie ich es im echten Leben nicht werde, also weiblich. Es war ein schönes Gefühl und da hatte ich mich wohl gefühlt.
Nach guten 6 Monaten änderte sich meine Meinung schlicht. Ich wollte bei meinem biologischem Geschlecht bleiben, aber zwischendurch kam es immer wieder zu Überlegungen. Und jetzt, bis vor guten 2 Monaten, wollte ich wieder weiblich sein und behandelt werden.
Gestern traute ich mich meiner Mutter meine Gedanken mitzuteilen. Sie war überrascht. Eher im negativen Sinne, weil sie davon ausging, dass ich jemals mit einer Frau Kinder kriegen würde. Außerdem meinte sie, dass ich mich 0 so verhalten würde. Also die Interessen habe.
Das liegt aber daran, dass ich immer für mich behalten wollte… Vor dem Gespräch dachte ich, es würde mir gut tun mit jemandem darüber zu reden, aber das war es nicht. Seitdem fühle ich mich noch schlechter, als ohnehin schon..
Ich möchte aber auch mal zum Schluss kommen. Es kann sein, dass ich etwas ausgelassen habe. Trotzdem hoffe ich, dass man mir folgen konnte und ich eine Antwort erhalten könnte.
LG
Hallo du,
erstmal möchte ich sagen, dass es mir leid tut, dass dein Coming-Out-Gespräch mit deiner Mutter nicht gut verlaufen ist. Es ist sehr verständlich, dass es sich nicht gut angefühlt hat, mit ihr darüber zu reden, wenn sie dich nicht ernstgenommen hat und dir Dinge gesagt hat, die dich verletzt haben. Klar kann es helfen, mit jemandem über solche Gedanken und Gefühle zu reden, aber wahrscheinlich eher nicht mit so einer Reaktion. Ich wünsche dir für die Zukunft Menschen, die dich besser unterstützen, dir glauben und dich in deiner Identität bestärken.
Ob du nun genderfluid/bigender oder eine trans Frau bist, das kannst du letztlich nur selbst herausfinden – vielleicht braucht es dafür einfach noch ein bisschen Zeit, in der du dich selbst besser kennenlernen kannst. Hilfreich könnte es dafür sein, mit anderen Leuten darüber zu reden, die auch genderfluid und/oder trans Frauen sind, oder einfach nur Leute, die ähnliche Erfahrungen machen wie du. Gerade geht das wahrscheinlich am besten online auf verschiedenen Social-Media-Plattformen, oder vielleicht ist auch unser Regenbogenchat für queere Jugendliche was für dich? Auch eine gute Möglichkeit, ähnliche Erfahrungen von anderen Leuten zu hören, kann YouTube sein – dort machen viele Leute Videos über ihre eigene Auseinandersetzung mit Geschlecht, oder über Geschlecht im Allgemeinen. Ich persönlich empfehle da immer gern Sexualpädagog-ish und Unicorn’s Den, beides sehr gute deutsche Kanäle.
Ansonsten kann ich vor allem vorschlagen: Tu einfach das, was dir gut tut und was sich richtig anfühlt, und denke dann erst hinterher drüber nach, was das für dein Label bedeutet. Wenn du dich diese Woche mit sie-Pronomen wohler fühlst, aber nächste Woche lieber mit er angesprochen werden willst, dann kannst du das so machen. Wenn du dich mehrere Monate lang mit dem Label genderfluid wohl fühlst und dann nach einiger Zeit plötzlich doch bemerkst, dass du nun doch ein Mädchen/eine Frau bist, dann ist das auch okay. Du musst dir nichts verbieten oder selbst vorschreiben, nur weil du dich einmal für ein Label oder für bestimmte Pronomen o.ä. entschieden hast.
Ich bin mir sicher, wenn du weiter in dich hineinhörst und vielleicht auch ab und zu mit anderen darüber reden kannst (und positive Antworten und Unterstützung bekommst), dann wirst du deinen Weg schon finden!
Dafür wünsch ich dir alles Gute! Liebe Grüße,
Balthazar