Kummerkastenantwort 1.801: Ich wohne in einem Frauenwohnprojekt aber sehe mich selbst nicht als Frau.

Ich wohne in einem Frauenwohnprojekt aber sehe mich selbst nicht als Frau. Trotzdem fühl ich mich in dem Wohnprojekt wohl. Ich bin immer wieder verwirrt und glaube ich kann hier mit niemandem darüber reden.

Hallo,

grundsätzlich würde ich sagen, wenn du dich wohl fühlst, dann ist das doch gut. Schön, dass du einen Ort hast, an dem es dir so geht!

Dass du das Gefühl hast, mit keiner Person dort darüber reden zu können klingt allerdings weniger gut. Wenn du denkst, dass du auf Widerstand stoßen wirst wenn du anderen erzählst, dass du dich nicht als Frau siehst, dann würde ich sagen, dass ist schon eine kleine rote Flagge, oder? Ich stelle mir vor, dass es irgendwann zur Herausforderung für dich werden kann, nicht mit allen Teilen deiner Identität in deinem Wohnprojekt da sein zu können.

Vielleicht gibt es ja einzelne Personen vor Ort, mit denen du das erst mal vorsichtig thematisieren kannst. Auch auf einer nicht-persönlichen Ebene ist es ja eine gute Frage, was “Frau” in diesem Wohnprojekt eigentlich bedeutet, wer damit allles gemeint und zum zusammenwohnen eingeladen ist. Ich kann mir so eine Konfrontation auch als Chance für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlecht vorstellen. Natürlich kann es auch anders laufen, sodass du dich dort vielleicht nicht mehr willkommen fühlst. Ich finde es dementsprechend auch total okay wenn du entscheidest, diese Unterhaltung über deine Geschlechtsidentität nicht zu führen, weil es die Situation für dich einfacher macht. Gleichzeitig hast du auch ein Recht, als nicht-Frau weiter in diesem Projekt zu wohnen und mit deiner ganzen identität da sein zu können.

Ich wünsch dir alles gute bei deiner Entscheidung und für das weitere Wohnen in diesem Projekt!

Viele Grüße,

Rabia

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