Kummerkastenantwort 1.862: Bin ich nicht-binär?
Hallöchen 🙂
Ich bin etwas verwirrt über meine Geschlechtsidentität.
Vorab: ich werde manchmal ‚normal‘ erwähnen, und meine mit ‚normal‘ die gesellschaftliche Erwartung,die von diesem Wort ausgeht.
Also ich bin körperlich weiblich habe auch kein Problem damit, als Mädchen bezeichnet zu werden, fände es aber auch nicht schlimm Junge genannt zu werden. Allerdings will ich mich nicht so verhalten oder aussehen, wie ein normaler Junge, sondern eher eigentlich schon halt wie ein Mädchen. Pronomen sind mir auch egal mit welchen man mich ansprechen würde, also es ginge auch er/ihm aber ich identifiziere mich halt definitiv nicht als Junge, so viel weis ich.
Jetzt ist auch die Frage, ob man auch wenn man sich als weiblich identifiziert Dysphorie gegenüber seinem weiblichen Körper empfinden kann. Denn ich hasse meine Oberweite, ich hasse sie so sehr. Ich bin jedesmal, wenn ich einen Jungen oder ein weibliches Kind sehe so neidisch, dass das Tshirt einfach so am Körper ‚runtetfällt‘. Einfach so. Ohne irgendeinen dummen Hugel der nur nervt und gar nichts bringt. Und was untenrum betrifft: da hätte ich am liebsten nur den weiblichen pipi ausgang (also keinen penis) und keine Gebärmutter und den ganzen Schmarrn, denn egal welches Geschelchtsteil ich da unten hätte, ich würde es genauso hassen wie meine Oberweite.
Und weil ich eben so große Dysphorie und kein Problem damit habe, welche Pronomen es sind, frage ich mich schon, ob ich nicht nonbinary oder ein demigirl oder so bin. Weil ich hasse meinen Körper einfach nur so sehr und das ist bei normalen Frauen jetzt eher nicht der Fall denke ich. Ich weis ihr könnt es nicht wissen, aber sagt mir doch bitte mal was ihr denkt.
Vielen Dank <3
Hi!
Ich sehe da so spontan zwei wahrscheinliche Möglichkeiten. Zum einen kann es sein, dass du trans bist. Eine andere Möglichkeit wäre, dass du an einer psychischen Krankheit leidest. Ich habe allerdings keine psychologische oder psychotherapeutische Ausbildung. Ich würde dir deshalb empfehlen das mit einer Fachperson zu sprechen, wenn dir das möglich ist.
Ähnlich zur körperlichen Dysphorie gibt es die Dysmorphophobie. Dabei findet die betroffene Person sich oder bestimmte Teile von sich hässlich, obwohl es objektiv keinen Grund dafür gibt. Diese Krankheit lässt sich allerdings mit Therapie und/oder Medikamenten in den Griff bekommen. Aber wie gesagt, ich bin incht vom Fach. Ein*e Psychotherapeut*in kann dich dazu besser beraten und unterstützen.
Weil du aber ganz konkret die Teile deines Körpers hasst, die üblicherweise mit Geschlecht verbunden werden, halte ich es ehrlich gesagt nicht für unwahrscheinlich, dass du trans bist. Du musst dafür nicht wie ein Junge aussehen oder dein Verhalten ändern wollen. Es gibt auch feminine trans Männer und feminine nicht-binäre Personen. Weder dein Aussehen, noch deine Vorlieben bestimmen dein Geschlecht! Es gibt außerdem durchaus trans Menschen, die kein Problem haben, wenn man sie mit ihrem zugewiesenen Geschlecht bezeichnet. Zudem lässt sich manchmal nicht so gut sagen, wie sehr man tatsächlich ein Problem damit hat, wenn man es nie anders erlebt hat.
Es schadet wahrscheinlich nicht, dich in der Richtung ein bisschen auszuprobieren und zu schauen, ob es dir damit besser geht. Wenn dir Pronomen egal sind, bitte vielleicht mal eine befreundete Person andere für dich zu benutzen oder schreib damit einen Text über dich. Es könnte sein, dass es eins gibt, dass dir besser als deine bisherigen gefällt. Bezüglich deiner Brüste könnte dir außerdem ein Binder helfen.
Falls du trans bist kann ich dir nicht sagen, welches Label genau am besten zu dir passt. Wenn du dich mit nicht-binär/nonbinary oder demigirl wohlfühlst, spricht auf jeden Fall nichts dagegen dich so zu nennen! Du kannst die oder auch andere einfach ausprobieren. Nenn dich so, solang es dir gut tut, wenn es irgendwann doch nicht mehr passen sollte und es wieder ablegst, ist das nichts schlimmes. 🙂
Es ist in jedem Fall nicht normal, den eigenen Körper zu hassen. Du verdienst, dich in deinem Körper wohlzufühlen. Vielleicht braucht es dazu eine Transition, vielleicht Therapie, vielleicht beides. Ich glaube aber, dass es deutlich besser werden kann und wünsche dir, dass du dahin kommst!
Liebe Grüße
Lir