Kummerkastenantwort 1.968: Spiele ich mir mein Trans-Sein nur vor?

Hej liebes Team,

ich habe immer wieder Angst, dass ich mir mein Transsein nur vorspiele und mein Outing bereuen könnte, da ich viel Freude an ein paar sehr femininen Sachen habe: So mag ich es beispielsweise mit femininer Unterwäsche in der Badewanne zu liegen oder Lippenstift zu tragen. Wenn Männer mich vorkommend behandeln weil sie mich weiblich lesen mag ich das teilweise auch.

Gleichzeitig bekomme ich immer absolute Panik wenn auf einem Brief *Frau Deadname* steht und ich empfinde sehr ausgeprägte Brustdysphorie wenn ich mich nicht gerade in dieser Unterwäsche befinde und alleine bin. Ich werde am liebsten männlich gelesen und bin gerne ein eher femininer Mann.

Früher wurde ich immer als Lesbe und selbstbewusste und starke Frau gesehen. Ich frage mich, ob ich das nicht vermissen werde, gleichzeitig wünsche ich mir nichts mehr als eine Mastektomie und das Angesprochenwerden mit er und ihm Pronomen.

Ich empfinde viele Feministinnen als absolute Vorbilder und frage mich, warum ich denn keine so starke Feministin mehr sein kann? Vor allem mochte ich diese Rolle früher so sehr und liebte es die „lesbische Feminstin“ zu sein.

Nun wurde meine soziale und körperliche Dysphorie immer stärker; ich kann meinen alten Namen kaum mehr hören, geschweige denn ausschreiben und fühle mich so schlecht wenn mich jemand als „junge Dame“ anspricht oder ich meine Brüste fühlen kann.

Ist es normal seine alte Rolle so sehr zu vermissen und gibt es Tipps wie ich mit meiner neuen Rolle und der Veränderung umgehen kann? Mir ist bewusst, dass ich in meiner alten Rolle nicht mehr weiterleben kann.

Liebe Grüße,
Elian

PS: Vielen Dank für eure Arbeit. Mir konnten einige eurer Beiträge sehr helfen:).

Hey,

auch wenn ein neues Label besser passt, kann es erstmal ungewohnt sein, sich mit der neuen Realität zurechtzufinden. Dazu kann auch gehören, das „Früher“ irgendwie zu vermissen, gerade, wenn du dich damit so wohlgefühlt hast. Helfen kann da, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Sollte es dich länger und stärker belasten, kannst du natürlich auch eine Therapie in Betracht ziehen. Auf jeden Fall spricht ja nichts dagegen, auch Vorbilder und Community anderer Geschlechter und Orientierungen zu haben als du selbst es eben bist.

Ansonsten: schau doch mal in unseren Artikel zum queeren Imposter-Syndrom und vielleicht auf Menschen wie die Drag Queen Gottmik und andere Vorbilder?

Alles Gute
Vanessa

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