Kummerkastenantwort 2.006: Ich bin verwirrt wenn es um mein Geschlecht geht.
Hallo zusammen,
ich bin einfach seit Jahren nur noch total verwirrt. Alles rund ums Geschlecht bringt mich einfach nur durcheinander.. (ich bin 22 Jahre alt)
Ich bin als Mädchen geboren, ich habe ganz normal als kleines Kind mit Puppen gespielt, lange Haare gehabt und Kleider getragen. Je älter ich jedoch wurde umso mehr habe ich es verachtet.
In der Schule kam ich deutlich einfacher mit Jungs klar als mit Mädchen. Mir liegt dieses “typisch” (ich hasse diesen Begriff) Mädchen einfach nicht mit schminken, Haare Stylen dies das einfach nicht. Ich mag Jungs Sachen.
Mit der Zeit habe ich angefangen Boxershorts zu tragen und generell immer öfters eher Männerklamotten als Frauenklamotten zu tragen. Aber immer eher das worauf ich Lust habe. Mir gefällt der Style der Männer einfach mehr.
Je älter ich wurde um so kürzer auch meine Haare.
Häufig werde ich auch als Mann abgestempelt.
Was mich überhaupt nicht stört.
Deshalb habe ich lange darüber nachgedacht ob ich evtl ein Mann und keine Frau bin. Aber ich bin mir fast ganz klar das ich kein Mann bin. Aber als Frau fühle ich mich auch nicht wirklich. Ich habe Männer und Frauen Eigenschaften.
An sich ist es mir egal ob man mich als Mann oder als Frau bezeichnet. Das einzige was mich wirklich stört sind diese “typisch dies typisch das”
Du bist eine Frau, also kannst du deine Haare nicht so kurz wie bei einem Mann machen. Wieso?
Ich fühle mich nicht wie eine Frau. Ich mag meine Brüste nicht. Am liebsten hätte ich keine. Aber ich will auch kein Mann sein.
Was bin ich nun? Eine Frau oder ein Mann?
Für die Gesellschaft benötigt man ja eine Schublade in die man einen Stecken kann.
Am liebsten wäre ich einfach nur ich, jedoch stoße ich dauert auf Kritik, welche mich sehr verunsichert. Und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.
Hej!
Erstens: Ja, die Gesellschaft steckt Leute gern in Schubladen. Zweitens: Das bedeutet aber nicht, dass man selbst eine Schublade finden muss, nur um der Gesellschaft einen Gefallen zu tun. Drittens: Wenn du für dich gerne eine Schublade möchtest oder eine brauchst, ist das etwas anderes.
Bei Identität ist es wie mit allem anderen im Leben, wichtig ist vor allem, dass du dich mit dir selbst wohlfühlst. Es gibt Menschen, die sich einem Geschlecht jenseits der Binarität von Mann und Frau zuordnen (oder auch mehreren Geschlechtern!), Menschen, die kein Geschlecht haben, und Menschen, bei denen das Geschlecht wechselt. Für diese Geschlechter gibt es viele Label und Definitionen, viele sind in unserem Glossar vertreten. Ob und welches Label du verwendest, ist allein deine Entscheidung – du kannst also auch gar kein Label verwenden und einfach du sein, ohne Label und Definitionen. Vielleicht helfen dir aber auch eines oder mehrere der folgenden Label weiter: agender, demigender, gendergleichgültig, genderqueer, intergender, neutrois, nichtbinär, stargender, weder*noch . Vielleicht findest du aber auch ganze andere Label perfekt für dich.
Grundsätzlich gilt: Label, Pronomen, und alles das mit Geschlecht und Geschlechterexpression zu tun hat, darf ausprobiert, getestet, verworfen, neu probiert werden, alles in deinem Tempo.
Liebe Grüße,
Valo