Für die feministische Revolution im Gesundheitswesen: Gynformation.de

Von unserem Teammitglied Vanessa

Es war im Sommer 2019, dass vier Leute sich zusammensetzten und beschlossen, unangenehmen bis traumatisierenden Erlebnissen beim Gynäkologiebesuch etwas entgegen zu setzen: Eine Datenbank mit Praxis-Empfehlungen direkt aus den Communites sollte entstehen! Als Vorbild diente das französische Projekt Gyn & Co., das schon seit einiger Zeit besteht.

Ein knappes Jahr später war das Team auf rund ein Dutzend Mitglieder angewachsen und Gynformation.de bereit für den Launch. Die Menschen, die sich für dieses Vorhaben zusammengetan hatten, kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen – schließlich war aktivistisches, juristisches und technisches Verständnis gefragt. Gynformation beschreibt sich als “queer-feministisches Kollektiv für gynäkologische Selbstbestimmung”.

Finde die Praxis, in der du dich wohlfühlen kannst

Die Praxen-Suche bietet eine ganze Reihe an Filtern in vier Kategorien: Für welche Personengruppe wurde eine Praxis empfohlen? Hier können etwa Aspekte wie asexuell, polyamor lebend, Schwarz, jüdisch, selbstbestimmt kinderlos oder rollstuhlnutzend ausgewählt werden. Als Nächstes fragt das Dropdown-Menü, welche Dienstleitung denn gesucht wird. Geht es beispielsweise um Transition, die Behandlung von bzw. Test auf sexuell übertragbare Krankheiten oder eine Erstbehandlung für Teenager*innen? Dann kann noch das gewünschte Bundesland und die Art der Praxis – etwa Allgemeinmedizin oder Gynäkologie – angegeben werden. Die Praxisprofile in den Suchergebnissen bieten Informationen zu Kontakt, Barrieren (Gibt es einen Aufzug? Können Termine online gebucht werden?), gesprochenen Sprachen und behandelten Versicherungsarten. Auch die Finanzierung der Behandlung wird thematisiert. Zuletzt können Nutzer*innen noch den Kommentar der Person nachlesen, die die Praxis empfohlen hat. Die Website ist auf Deutsch und Englisch verfügbar.

Teile deine Tipps mit der Community

Wer selbst gute Erfahrungen mit einer bestimmten Praxis gemacht hat, kann eine eigene Empfehlung einreichen. Dafür gibt es auf der Website einen Fragebogen. Gynformation führt dann intern eine doppelte Prüfung durch, um sicherzugehen, dass die Praxis auch tatsächlich existiert und die Kontaktdaten aktuell sind.

Die Erlebnisse selbst kann das Team allerdings nicht überprüfen. “Es passiert schon immer mal wieder, dass wir Mails bekommen, in denen von schlechten Erfahrungen mit Praxen berichtet werden, die wir gelistet haben. Dann besprechen wir im Plenum, ob wir den Eintrag entfernen. Die Entscheidung ist auch nicht immer einfach, denn es kann ja z.B. sein, dass ein*e Ärzt*in für den Umgang mit einer bestimmten Personengruppe sensibilisiert ist und mit einer anderen nicht”, erklärt Kollektivmitglied Maxi.

Zusammen sind wir stärker

Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es also nicht. Und auch noch nicht zu allen suchbaren Filterkombinationen werden auch tatsächlich Ergebnisse gefunden. Dennoch: Mit der Datenbank möchte Gynformation seinen Beitrag zu einer “feministischen Revolution im Gesundheitsbereich” leisten. Daneben betreibt das Kollektiv auch einen Blog, ein Glossar und stellt Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen zur Verfügung.

Außerdem legt es viel Wert auf Vernetzung. So findet sich auf seiner Website auch der “Kompliz*innen” genannte Unterpunkt, wo weitere Gruppen vorgestellt werden, die im queerfeministische und medizinischen Kontext aktiv sind. Als Teil des Bündnisses für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen fordert es aktuell in einer Campact-Petition: “Keine Kompromisse! Weg mit § 219a und § 218!” Auf Twitter und Instagram ist das Kollektiv unter dem Handle @Gynformation zu finden. Für die Zukunft plant es, die Empfehlungssuche open source zur Verfügung zu stellen, damit ähnliche Projekte auch in weiteren Länderen realisiert werden können.

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